Inhalt | Kinder | Wie lassen sich Kinder in unserer Gesellschaft schützen? Welche Unterstützungsangebote gibt es? Diesen und weiteren Fragen gehen wir nach. | 6 Kältebus: Unterwegs durch die eisige Nacht zu Obdachlosen | 12 Kindeswohl & Kinderschutz: Worauf es ankommt | 16 Endstation Hoffnung: Unterstützung für psychisch kranke Mütter | 19 Nachruf BISS-Verkäufer Manfred Kügler | 22 CUP-Café: Fit für die digitale Welt | SCHREIBWERKSTATT| 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer und Verkäuferinnen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 25 Patenuhren | 28 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Mein Projekt | 31 Adressen
Wie ich wohne
Wer wohnt wie? In der Kolumne geben Menschen aus dem BISS-Netzwerk Einblicke in ihren Wohnalltag. Sie erzählen, wie sie früher gelebt haben, wie sie momentan wohnen und was sie sich für die Zukunft erhoffen.
Protokoll FELICITAS WILKE
Foto MARTIN FENGEL
Die Katzenflüsterin
Als ich in diese Wohnung gezogen bin, habe ich noch ein ganz anderes Leben geführt. Das war 2003, ich war knapp 21 Jahre alt und machte gerade eine Ausbildung zur Floristin. Dank der Beihilfe des Jugendamts konnte ich mir damals erstmals eine eigene Wohnung leisten – für eine Miete von 230 Euro warm im Monat. Die Miete ist seitdem auf 470 Euro warm gestiegen, meine Wohnung ist die gleiche geblieben: Ich lebe hier in Berg am Laim in einer großzügigen Ein-Zimmer-Wohnung. Sie hat einen Flur und ein Bad, ein Zimmer, daneben eine kleine separate Küche und eine Loggia. Dort steht meine geliebte Hortensie mit ihren pinken Blüten. Daneben lagere ich – nicht ganz so hübsch, aber auch notwendig – meine schmutzige Wäsche. In der Wohnung fehlt mir dafür der Platz. Eingezogen bin ich vor gut 20 Jahren mit vielen gebrauchten Möbeln, die wild zusammengewürfelt waren. Im Laufe der Jahre habe ich mir ein paar neue Möbel gegönnt, darunter mein Bett, ein neues Bücherregal oder einen Kleiderschrank. Besonders viel bedeuten mir die Bilder an der Wand, die meine Mama gemalt hat. Sie war psychisch krank und ist inzwischen tot. In manischen Phasen hat sie jedes Mal ganz toll gemalt. Mein liebstes Bild ist eines, das an den Sternenhimmel von van Gogh erinnert. Wegen der Erkrankung meiner Mutter lebte ich als Kleinkind für einige Jahre bei meiner Oma in Baden-Württemberg. Als ich sieben Jahre alt war, holte meine Mama mich wieder nach München zurück. Leider war sie noch immer nicht gesund. An meinem ersten Schultag holte nicht sie mich von der Schule ab, sondern jemand vom Jugendamt. Während meine Mama in mehreren Kliniken war, kam ich ins Heim. Es hieß damals, ich könne bald zu ihr zurück. Doch daraus wurden sieben Jahre. Erst als ich ein Teenager war, durfte ich wieder bei ihr einziehen. Leider stritten wir viel. Dafür lief es in der Schule gut: Ich machte meinen Quali als Zweitbeste im Jahrgang und konnte meine Ausbildung im Blumenladen verkürzen. Leider musste ich meinen Beruf vor einigen Jahren aufgeben. Seit bei mir Multiple Sklerose diagnostiziert worden ist, kann ich nicht mehr handwerklich arbeiten. Deshalb verkaufe ich inzwischen die BISS. In meinem Alltag unterstützt mich eine Betreuerin. Sie besucht mich regelmäßig und ist Gold für mich wert. Gleiches gilt für die Haushaltshilfe, die einmal pro Woche vorbeikommt. Meine wichtigsten Begleiter im Alltag sind meine beiden Katzen, mit denen ich mir meine Wohnung teile. Ihnen schenke ich viel Liebe – und Platz: Sie haben einen tollen Kratzbaum in meiner Wohnung und sind der Grund, warum die Stühle mit Hussen bedeckt sind. Sonst wäre alles voller Katzenhaare. Ein anderes Hobby zeigt sich in meinem prall gefüllten Bücherregal: Ich verschlinge historische Liebesromane, die idealerweise in Schottland oder England spielen, und Fantasy-Bücher, am liebsten mit Vampiren. Wenn ich dann noch Zeit habe, verbringe ich sie mit den lieben Menschen aus meiner Kirchengemeinde oder mit einer lieben Nachbarin. Sie kocht öfter für mich mit oder hängt meine Wäsche auf, wenn ich es wegen eines MS-Schubs gerade nicht kann. Im Gegenzug kaufe ich für sie ein. Wir sind ein ganz tolles Haus.“
Kindeswohl und Kinder-Schutz
Was wir alle tun können, um Kinder vor Missbrauch zu schützen
Zusammenfassung in Einfacher Sprache
Jedes Jahr werden in Deutschland tausende Kinder misshandelt.
Wie viele genau, weiß man nicht. Denn die meisten Missbrauch-Fälle werden nicht gemeldet.
Anna Brockhaus ist Psychologin, Sozial-Pädagogin und Therapeutin.
Sie gibt hier hilfreiche Tipps, um Kinder besser zu schützen.
Denn die meisten Menschen sind unsicher, wie sie sich verhalten sollen.
Wenn sie sehen oder vermuten, dass Kinder missbraucht werden.
Nachbarn, Freundinnen, Bekannte oder Verwandte haben Angst, etwas falsch oder schlimmer zu machen. Deshalb schauen sie nicht genau hin und nehmen erste Anzeichen von Missbrauch nicht ernst.
Und viele kennen es auch oft aus dem eigenen Leben: Der Alltag mit Kindern kann schwierig sein. Deshalb haben Eltern Verständnis für andere Eltern.
Weiterlesen „Kindeswohl und Kinder-Schutz„Eingegipst
EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
Von Marioara Lacatus
An einem Samstag im Juli war ich auf dem Weg zum Supermarkt. Es war um zwölf Uhr herum, ich machte gerade Mittagspause und war schon etwas müde von der Hitze, als ich plötzlich stürzte. Ich war mit dem rechten Fuß umgeknickt! Mit Verletzungen am Arm, am Rücken und einem schmerzenden Fuß schleppte ich mich nach Hause. Dort habe ich den Fuß mit kaltem Wasser gewaschen und abgewartet, dass es besser wird. Aber es wurde nicht besser, ganz im Gegenteil, der Fuß fing an, sich schwarz zu färben, und schwoll an. Am Montag bin ich in eine Klinik am Sendlinger Tor gegangen. Weil der Fuß so verfärbt und geschwollen war, war ich sehr besorgt, aber die Ärzte haben mich beruhigt. Sie haben den Fuß geröntgt und ihn mit Eis gekühlt. Ich bekam Schmerzmittel und Spritzen gegen Thrombose, der Fuß wurde eingegipst. Das Röntgenbild zeigte einen Bruch an den Zehen. Zwei Wochen musste ich mit dem Gips rumlaufen. In dieser Zeit war ich krankgeschrieben und musste nicht arbeiten, konnte mich ausruhen und erholen. Zwar war es mir nicht möglich, schnell zu gehen, aber immerhin konnte ich gehen. Ich bin niemand, der gern nur rumsitzt und jammert, aber der Fuß tat schon sehr weh, zum Teil konnte ich nachts nicht schlafen. Dennoch bin ich heilfroh, dass ich nicht noch viel schlimmer gefallen bin und ich mich nicht noch schwerer verletzt habe.
BISS sammelt keine Spenden auf der Straße
Neulich rief uns Frau G. an, eine langjährige BISS-Leserin und Unterstützerin. Sie sei auf dem Münchner Viktualienmarkt unterwegs gewesen und dort von zwei jüngeren Frauen angesprochen worden. Sie hätten einen seriösen und geordneten Eindruck gemacht, sehr gut Deutsch gesprochen und eine Ausgabe der BISS vorgezeigt. „Sie wollen doch was von mir“, erkannte Frau G. sofort, worauf die beiden sich als „Spendensammlerinnen“ zu erkennen gaben. Sie würden für die Suppenküche von BISS sammeln, ob Frau G. zu diesem guten Zweck beitragen wolle. Der aber kam das Ganze gleich komisch vor, sie gab kein Geld, sondern rief umgehend bei uns an. Wir konnten die Sache schnell aufklären: Hier handelte es sich um Betrügerinnen, die wiederholt in der Innenstadt oder an anderen gut besuchten Orten unterwegs sind. Sie geben nur vor, für die BISS oder für eine andere bekannte Einrichtung wie die Bahnhofsmission zu sammeln. Das Geld stecken sie jedoch in die eigene Tasche. Ihr Vorgehen empfinden wir als doppelten Betrug: Es werden sowohl die gut meinenden Menschen geschädigt, die Geld geben, in dem Glauben, eine seriöse Organisation zu unterstützen. Aber ebenso werden die hilfebedürftigen Menschen geschädigt, denn wer meint, bereits auf der Straße gespendet zu haben, wird das wahrscheinlich nicht gleich wieder tun. BISS-Verkäuferinnen und -Verkäufer sind sogar besonders betroffen, denn oft verkaufen sie das Magazin an den belebten Orten in der Stadt. Wer jedoch zuvor vermeintlich „gespendet“ hat, wird einem Verkäufer möglicherweise nicht mehr das Magazin abkaufen. Das ist bitter. Deshalb möchten wir daran erinnern, dass BISS keine Spenden auf der Straße sammelt. BISS Verkäuferinnen und -Verkäufer verkaufen die Straßenzeitung, sonst nichts. Wenn bald wieder die Zeit der Christkindlmärkte und Glühweinstände beginnt, ist nicht ausgeschlossen, dass auch Sie einmal von den betrügerischen „Spendensammlerinnen“ angesprochen werden. Spenden Sie ihnen nichts, und wenn Sie dieser doppelte Betrug auch so aufregt wie uns, dann rufen Sie uns gern in der Redaktion an. Unsere Straßensozialarbeit ist in der ganzen Stadt unterwegs. Sie besucht die Verkäufer auf den Märkten, in den Einkaufszentren und scheut auch nicht den Weg in die Vororte, wenn etwas nicht so läuft, wie es laufen sollte. Und bitte denken Sie daran, kaufen Sie die BISS nur bei Verkäufern, die ihren Ausweis sichtbar bei sich tragen. Sie können die Person auch danach fragen, wenn Sie den Ausweis nicht gleich sehen. Das kann der Einstieg in ein freundliches Gespräch sein, und darauf kommt es an, bei den Begegnungen zwischen den Menschen auf der Straße.
Herzlichst
Karin Lohr, Geschäftsführerin