BISS-Ausgabe März 2024 | Chancen

Cover des BISS-Magazins März 2024

Inhalt | Chancen | Das Leben ist nicht immer gerecht, aber es gibt Hilfsangebote, um sich neue Chancen zu eröffnen | 6 Angehende Lehrer in Not: Warum sich viele dennoch keine Hilfe holen | 10 Herzogsägmühle: Ein guter Ort zum Leben | 16 Faktencheck: Was bekommen Geflüchtete bei uns wirklich| 20 Mittelschulabschluss für alle: Chancen auf ein selbstständiges Leben | SCHREIBWERKSTATT | 5 Wie ich wohne | 24 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 26 Patenuhren | 27 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Mein Projekt | 31 Adressen

Was bekommen Geflüchtete wirklich bei uns?

Von LISA WEISS

Illustration KATHARINA NOEMI METSCHL

Ob am Stammtisch oder in sozialen Medien – immer wieder kursieren Gerüchte, dass Asylbewerber, Ukrainerinnen oder Geduldete mehr Geld und mehr Leistungen bekommen als Deutsche. Was stimmt wirklich? Wir klären hier einige wichtige Fragen.

WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN MIGRANTEN, FLÜCHTLINGEN UND GEDULDETEN?
Migrantinnen und Migranten sind einfach Menschen, die von einem Land in ein anderes ziehen – egal, aus welchen Gründen.
Asylbewerberinnen und -bewerber haben einen Asylantrag in Deutschland gestellt, sagen also, sie seien schutzbedürftig. Sie dürfen mindestens so lange in Deutschland bleiben, bis über ihren Asylantrag entschieden wurde.
Zu den Flüchtlingen gehören mehrere Gruppen: Zum einen Personen, die Asyl nach dem Grundgesetz bekommen, weil sie zum Beispiel wegen ihrer politischen Überzeugung oder ihrer Religion von ihrem Heimatstaat verfolgt werden. Zum anderen Menschen, die auf Basis der Genfer Flüchtlingskonvention geschützt werden – auch sie müssen belegen, dass sie verfolgt werden, es kann aber auch zum Beispiel eine Bürgerkriegspartei sein, die sie persönlich bedroht. Und dann gibt es noch den sogenannten subsidiären Schutz – den bekommen vor allem Menschen aus Kriegsgebieten. Alle drei Gruppen dürfen in Deutschland bleiben, Flüchtlinge mit subsidiärem Schutz haben es aber schwerer, ihre Familie nachzuholen.
Geduldete sind dagegen Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die also nicht hierbleiben dürfen, aber momentan nicht abgeschoben werden, zum Beispiel, weil sie krank sind oder weil sie keinen Pass haben.
Ein Sonderfall sind Geflüchtete aus der Ukraine. Sie müssen nicht das normale Asylverfahren durchlaufen, sondern bekommen deutlich unkomplizierter und schneller eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland.

WIE VIEL GELD BEKOMMEN ASYLBEWERBER?
Alleinstehende Asylbewerberinnen und -bewerber haben Anspruch auf 460 Euro pro Monat. Menschen, die in einer Partnerschaft leben, bekommen weniger – der Gesetzgeber geht davon aus, dass sie zusammen kochen und wirtschaften können und daher weniger Geld brauchen. Kinder bekommen je nach Alter zwischen 312 und 408 Euro. Davon müssen sie Essen, Getränke, Kleidung oder Schuhe ebenso kaufen wie Shampoo, Bustickets, Handygebühren. Eine Unterkunft bekommt diese Gruppe meist gestellt. Aber manche Asylbewerber bekommen diese 460 Euro nicht komplett ausbezahlt. Beispielsweise erhalten Menschen in sogenannten Anker-Zentren, also in großen Unterkünften, in denen neu angekommene Asylbewerberinnen und -bewerber untergebracht sind, Essen, Getränke, Kleidung oder Schuhe nur als Sachleistung. Das heißt: Statt Geld für Lebensmittel oder Schuhe bekommen sie Essen aus der Kantine und Kleider aus der Kleiderkammer. Deswegen gibt es weniger Geld für sie, im Allgemeinen zwischen 132 und 204 Euro. Grundsätzlich könnten Asylbewerber und Asylbewerberinnen aber auch gar kein Geld bekommen, wenn alle persönlichen Bedürfnisse durch Wertgutscheine oder Sachleistungen gedeckt sind. In diese Richtung geht auch das Vorhaben, eine Bezahlkarte einzuführen. In der Regel gilt: Anspruch auf das Geld beziehungsweise die Leistungen haben die Menschen ab dem Tag, an dem sie ihren Asylantrag stellen.

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Guns, Girls, Money, Cars …

Rapmusik war wohl noch nie so populär wie heute. Das ist nicht unbedingt gut. Denn die aktuellen Rapstars“ reden fast nur über Gewalt, Drogen und dicke Autos. Dabei ist Rap viel mehr, besitzt eine soziale Sprengkraft – in New York genauso wie in Heidelberg oder München.

Foto: TOBY BINDER

Von SEBASTIAN SCHULKE

Dumpfe Beats wabern durch die Wände. Sie verlieren sich in den breiten Gängen, die sich durch das „Kunstlabor“ an der Dachauer Straße ziehen. Ein Gang führt zu einer offenen Küche, die hell erleuchtet ist. Schwarzer Boden, schwarze Stühle. Von draußen schaut bereits die Nacht durch die Fenster. Ein junger Mann sitzt an einem großen Tisch. Er heißt Chimdi (25), trinkt ein Glas Wasser und tut so, als ob nichts passiert wäre. Kurz zuvor gab es eine „Weltpremiere“, wie Chimdi es selbst angekündigt hatte. Da zeigte er seinen Leuten hier im Studio sein erstes Musikvideo: „Well done“ heißt der Song. Chimdi ist Musiker, genauer gesagt Rapper. Ein rauschendes Fest mit Schampus, sehr leicht bekleideten Frauen, dicken Geld bündeln und weißen Rauchschwaden, die in der Luft hängen, gibt es allerdings nicht. Weswegen auch. Der junge Mann aus Nigeria trinkt noch ein Glas Wasser, wirkt zufrieden und erleichtert. Großkotziges Gehabe liegt ihm nicht, mag er nicht. Er muss auch gleich schon wieder los. „Arbeiten“, erklärt Chimdi. In der Glockenbachwerkstatt hat er vor ein paar Wochen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) angefangen.

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BISS-Ausgabe Januar 2024 | Schritte

Inhalt | Schritt für Schritt | Um ein großes Ziel zu erreichen, braucht es viele kleine Schritte. Und manchmal auch Unterstützung. | 6 FahrRad R18: Mit dem Rad zurück ins Leben | 12 Führungen in Leichter Sprache | 16 Wohin mit den Boomern? Barrierefreie Wohnungen sind Mangelware | 20 Stiftung BISS: Ein erfolgreiches Jahr liegt hinter uns | 24 Eine Patenuhr für … Unsere fest angestellten BISS-Verkäuferinnen und – Verkäufer suchen Paten für 2024 | 5 Wie ich wohne | 24 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 26 Patenuhren | 27 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Kooperationspartner | 31 Adressen

Wohin mit den Boomern?

Von
SONJA DAWSON UND
LEON SCHEFFOLD

Altbau ohne Aufzug, schmale Bäder, Stufen am Eingang – für eine alternde Stadtgesellschaft wird der Mangel an barrierefreien Wohnungen zum Problem.

Nicht nur in der Borstei können ein paar Treppen im Eingangsbereich zu einer unüberwindlichen Hürde für Menschen werden, die schlecht zu Fuß sind. (Foto: LEON SCHEFFOLD)

Gerda Müller ist 82 Jahre alt. Sie wohnt im zweiten Stock eines Wohnhauses der Borstei. In dieser traditionsreichen Wohnsiedlung im Münchner Westen leben in mehr als 700 Wohnungen Familien, Studenten und Rentner generationsübergreifend zusammen. Die Siedlung wurde in den 1920er Jahren erbaut und ist denkmalgeschützt. Und da man vor 100 Jahren noch selten Aufzüge einbaute, befinden sich auch in der Borstei keine – und das wird sich aller Voraussicht nach auch nicht ändern, denn der Denkmalschutz erlaubt keinerlei Umbauten im Treppenhaus. Der Gründer der Borstei, Bernhard Borst, verfolgte den Grundgedanken, die Hausfrau zu entlasten und die Gesundheit der Bewohner zu fördern. Er investierte in hochwertige Bauweisen und zentrale Dienstleistungen, die das soziale Miteinander in der Borstei stärkten. Da jetzt viele ihrer Bewohner*innen älter werden und nicht mehr mobil sind, wird für sie ein Leben in der Borstei zunehmend schwieriger. Frau Müller hatte vor drei Jahren einen unglücklichen Unfall, bei dem sie sich das Sprunggelenk brach. Plötzlich nahm sie wahr, welche Einschränkungen sich ergeben, wenn ein Wohnhaus nicht barrierefrei ist: Sie war wochenlang in ihrer Wohnung gefangen, die steilen Stufen des Treppenhauses stellten mit gebrochenem Bein ein unüberwindbares Hindernis dar. So wie es ihr nach ihrem Beinbruch erging, geht es in Deutschland unzähligen Menschen. Und durch den demografischen Wandel werden es wohl noch mehr.

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