BISS-Ausgabe Juni 2025 | Demokratie

Cover des BISS-Magazins Juni 2025

Inhalt | Demokratie | Demokratie ist davon abhängig, dass sich möglichst viele Menschen dafür stark machen. Jetzt ist der Zeitpunkt dafür. | 6 Sportfreunde Stiller: Interview macht mobil | 12 Glücksspielsucht: Wie kann man Jugendliche besser schützen? | 16 Papst Franziskus: Ein Leben für Arme, Obdachlose und Geflüchtete | 22 Migrant*innen im Alter: Wer kümmert sich um die Seniorenmigranten | 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Mein Projekt, Impressum | 31 Adressen

Alt werden mit Migrationsgeschichte

Alte Menschen mit Migrationsgeschichte: Einwanderer, Geflüchtete oder die früheren „Gastarbeiter“ – Wie geht es ihnen, wenn sie alt werden und nicht mehr arbeiten können?

Die Gesellschaft wird immer älter. Alte Menschen brauchen besondere Pflege. Aber die vielen alten Menschen mit Migrationsgeschichte werden dabei oft vergessen. Dabei sind es in den letzten Jahrzehnten immer mehr geworden. Viele frühere „Gastarbeiter“ sind in Rente gegangen, viele auch vorzeitig, weil sie häufig eine körperlich harte Arbeit hatten. Die Freien Wohlfahrtsverbände hatten das schon vor 20 Jahren bemerkt und im Jahr 2002 einen Text veröffentlicht: „Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe“. Darin steht: Alte Menschen mit Migrationsgeschichte sollen genauso gut versorgt werden wie alle anderen. Denn in einer Gesellschaft mit vielen Kulturen soll die Hilfe im Alter für alle da sein. Dazu braucht man aber auch Pflegekräfte und andere Mitarbeitende, die die verschiedenen Sprachen und Kulturen kennen. Das war damals aber schwer umzusetzen, da es fast keine Altenpfleger und Pflegerinnen mit Migrationsgeschichte aus Ländern wie Italien, Griechenland oder der Türkei gab.
Auch die Stadt München hat eine Studie in Auftrag gegeben, die im Jahr 2008 veröffentlicht wurde. Die Studie heißt: „Ein bisschen dort, ein bisschen hier“, denn Menschen mit Migrationsgeschichte fühlen sich oft ein bisschen hier in Deutschland zuhause und ein bisschen dort in ihrer alten Heimat zuhause. Viele sagen: „Ich bin zu deutsch geworden.“ Man hat sich ein Leben in Deutschland aufgebaut – und fühlt sich trotzdem nirgendwo richtig zugehörig. Auch nicht mehr in der alten Heimat.
Die Studie ist auch heute noch aktuell und gibt Empfehlungen für die interkulturelle Öffnung in der Altenhilfe.

Das heißt, dass die Angebote besser zu Menschen mit anderen Sprachen, Religionen und Lebensweisen passen müssen. Zum Beispiel braucht es bessere Informationen in verschiedenen Sprachen und eine Zusammenarbeit mit migrantischen Gemeinden wie Kulturvereinen oder Religionsgemeinden. Und es muss mehr Mitarbeitende mit Migrationsgeschichte geben.

Denn viele Menschen erreicht man nicht, weil sie die deutsche Sprache nicht gut verstehen, weil sie sich mit Ämtern und Behörden nicht auskennen oder weil sie arm oder krank sind. Viele haben auch Angst vor dem Altersheim, dorthin „abgeschoben“ zu werden. Oder sie schämen sich, weil sie denken, sie sind gescheitert. Weil ihnen die geplante Rückkehr in ihr Heimatland nicht gelungen ist.
Aber Menschen mit Migrationsgeschichte haben mit ihrer Arbeit genauso zum gesellschaftlichen Reichtum in Deutschland beigetragen. Deshalb haben sie auch genauso Anspruch auf Altenhilfe.

Im Jahr 2022 haben Vertreter der Freien Wohlfahrtspflege gemeinsam mit dem Münchner Migrationsbeirat Empfehlungen für eine gute Altenhilfe noch einmal aufgeschrieben. Dabei zeigte sich: Die meisten Empfehlungen von vor 20 Jahren sind noch immer aktuell.

Aber es wurde auch aufgeschrieben, was sich schon verbessert hat: Zum Beispiel gibt es die Fachstelle Interkulturelle Altenhilfe im Sozialreferat.

Es gibt interkulturelle Altenarbeit auch bei Münchenstift, bei der Diakonie und bei anderen Einrichtungen. In den letzten 10 Jahren sind es mehr Angebote für alte Menschen mit Migrationsgeschichte geworden. Es gibt ein vielfältigeres Speisen-Angebot und Angebote für die vielen verschiedenen Religionen. Und inzwischen bekommen auch mehr als doppelt so viele Migranten und Migrantinnen eine vollstationäre Pflege.
Es geht ja nicht nur um Unterstützung und Pflege, sondern auch um Teilhabe, Bildung, Kultur und Geselligkeit. Das heißt, es geht auch darum, dass man dazugehört und mit dabei ist.
Das Sozialreferat schult die Mitarbeitenden und unterstützt Projekte wie „Brücken bauen“ von der Diakonie oder „SAVE“, wo alte Menschen regelmäßig besucht werden.

Seit 2018 gibt es auch Dolmetscher-Dienste für bestimmte Beratungen. Das ist noch nicht so bekannt (mehr Informationen am Ende vom Text). Anke Kayser vom Sozialreferat sagt: „Ich wünsche mir, dass die Menschen das Angebot noch viel stärker nutzen!“

Bei der Arbeiterwohlfahrt gibt es den psychologischen Dienst für Menschen mit Migrationsgeschichte. Die Beratungen dort sind in der jeweiligen Muttersprache. Anica Novakovic ist dort die Leiterin. Sie sagt:

„Viele alte Migranten und Migrantinnen sind einsam. Sie haben nicht so viele Kontakte wie früher in der Heimat.“

Und viele möchten ihren Kindern und Verwandten hier in Deutschland nicht zur Last fallen. Anfang der 2000er Jahre waren die früheren „Gastarbeiter“ noch die größte Gruppe unter den Migrant*innen, bald werden es die Geflüchteten sein. Sie sind teilweise jünger, aber viele sind krank und brauchen therapeutische Hilfe, weil sie die Kriege in ihren Heimatländern und schlimme Fluchterfahrungen erlebt haben.

Hier gibt es kostenlose Hilfe für ältere Menschen mit Migrationsgeschichte:

► Diakonie (Kontakt: bitte hier anklicken)

„Brücken bauen“: Informationen über Pflege und das Leben im Alter

Fachdienst für ältere Migrant*innen: Beratung und Unterstützung

„Seminar für mehrsprachige Helferinnen und Helfer“: Schulung und Vermittlung von
Ehrenamtlichen an ältere Menschen mit Migrationsgeschichte► Beratungsstelle der Israelitischen Kultusgemeinde (Kontakt und Infos: bitte hier anklicken)

Beratung für ältere Gemeindemitglieder und Angehörige

► Arbeiterwohlfahrt (AWO) (Kontakt und Infos: bitte hier anklicken)

Psychologischer Dienst für ältere Migrant*innen: Beratung und Unterstützung


► Donna Mobile AKA e.V. (Kontakt und Infos: bitte hier anklicken)

Angebote für ältere Menschen mit Migrationsgeschichte

Schulungen für ehrenamtliche Helfer*innen


► Morgen e.V. (Kontakt und Infos: bitte hier anklicken)

Angebote für ältere Menschen mit Migrationsgeschichte

Schulungen für ehrenamtliche Helferinnen

► „SAVE“: Seniorinnen Aufsuchen im Viertel durch Expert*innen
(Kontakt und Infos: bitte hier anklicken)

Ein Besuchsdienst besucht regelmäßig ältere Menschen


► Dolmetscher-Dienste (Übersetzungen in viele Sprachen)
(Kontakt und Infos: bitte hier anklicken)

zum Beispiel für Behördengänge, Begutachtungen und vieles mehr.
Diese werden vom Sozialreferat mit Geld unterstützt.

Original-Text von Bernhard Hiergeist
Zusammenfassung der wichtigsten Infos in Einfacher Sprache von Verena Reinhard,
www.einfachverstehen.de

BISS-Ausgabe Mai 2025 | Ausdruck

Cover des BISS-Magazins Mai 2025

Inhalt | Ausdruck | Sich ausdrücken zu können, Gedanken, Emotionen und Meinungen mitzuteilen, gehört zu den Grundbedürfnissen aller. Beim „Tanztheater ab 60“ drücken diese Frauen aus, was sie bewegt. | 6 Demenz: Der lange Abschied von Roswitha | 12 Graue Wölfe: Türkische Rechtsextreme in München | 16 Mehr Energie! Tanztheater ab 60 | 22 Unterstützung in Not: Stiftungsmittel für Privatpersonen | SCHREIBWERKSTATT | 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | RUBRIKEN | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Mein Projekt, Impressum | 31 Adressen

Stiftungsmittel für Privatpersonen in Not

Die kaum bekannte Hilfe der Stadt München

Geld-Unterstützung für Bürgerinnen in Not – die wenig bekannte Hilfe von der Stadt München München verwaltet das Geld von 180 Stiftungen in München.

Das Geld kann Menschen im Notfall helfen. Zum Beispiel um die kaputte Waschmaschine reparieren zu lassen. Stiftungen sind Organisationen, die Geld oder Besitz sammeln und verwalten. Manche Menschen vererben ihr Geld oder ihren Besitz an eine Stiftung. Stiftungen arbeiten meist nur mit dem Geld, das sie durch Zinsen oder Mieteinnahmen bekommen. Mit diesem Geld unterstützen sie dann andere Menschen oder Projekte. Zum Beispiel gibt es Unterstützung für Bildung, Kunst, ärmere Menschen oder den Umweltschutz.

Stefanie Mühlbauer arbeitet bei der städtischen Stiftungsverwaltung. Zusammen mit ihren Kolleginnen vergibt sie Geld an Menschen in Not. Das können Empfänger*innen von Sozialhilfe sein.

Aber auch Gering- und Normalverdienende, bei denen das Geld gerade nicht reicht. Stefanie Mühlbauer sagt: „Man kann auch Hilfe bekommen, wenn man alleinerziehend ist und 4.000 Euro brutto verdient. Das wissen viele nicht. Aber für solche Personen sind diese Hilfen. Wir freuen uns, wenn die Leute zu uns finden.“ Bestimmte Einkommensgrenzen dürfen sie nicht überschreiten. Zum Beispiel darf man bei einem 1-Person-Haushalt nicht mehr als 2.955 Euro brutto verdienen, bei einem 2-Personen-Haushalt nicht mehr als 4.248 Euro brutto. Wenn man Kinder hat, dann darf man auch mehr verdienen.
Wichtig ist: Man muss seit mindestens einem Jahr in München wohnen. Und es muss sich um eine akute Notlage handeln. Dazu gehört zum Beispiel: Man hat kein Geld für die Waschmaschine, für Bett oder Couch – alles, was für das Leben wichtig ist. Oder man hat kein Geld für den Sportverein oder Nachhilfe-Unterricht der Kinder oder die Klassenfahrt. Zum Beispiel können die Stiftungen auch Geld geben für ein Auto, das behindertengerecht umgebaut wird.
Oder Geld für Medikamente, die von den Krankenkassen nicht oder nur teilweise bezahlt werden. Gerade alte Menschen müssen oft viel Geld zuzahlen, wenn sie viele Medikamente brauchen. Stefanie Mühlbauer sagt: „Man darf selbst noch keine neue Sache kaufen. Zuerst muss man den Antrag stellen.“ Die Stiftungen geben aber zum Beispiel kein Geld für Spielkonsolen, Smartphones oder Autos.


Woher weiß ich, ob ich Geld bekommen kann?


Stefanie Mühlbauer gibt den Tipp, bei Geld-Problemen immer zuerst in ein Sozialbürgerhaus zu gehen. Die Mitarbeitenden kennen die Sozialgesetze und wissen, welche Geld-Hilfen es gibt. Denn es gibt viele verschiedene Geld-Hilfen von der Stadt München. Die Stiftungen helfen nur, wenn es dafür keine gesetzlichen Leistungen gibt.
Es sind viele alte Menschen, die Anträge stellen. Und viele Familien mit Kindern. Etwa 10.000 Menschen haben letztes Jahr Geld von der städtischen Stiftungsverwaltung bekommen. Insgesamt wurden etwa 3,3 Millionen Euro an Einzelpersonen gezahlt. Auch soziale Einrichtungen und Projekte können sich um Geld-Hilfen bewerben. Letztes Jahr wurden etwa 2,8 Millionen Euro an soziale Projekte gezahlt. Stefanie Mühlbauer von der städtischen Stiftungsverwaltung erklärt: „Es ist etwas Besonderes in München, dass eine Stadt so viele Stiftungen verwaltet.“

Die Stadt München bezahlt die Mitarbeitenden, die sich um alles kümmern und das Geld vergeben.


Mehr Infos über die Städtischen Stiftungen: https://www.muenchen.de/volltextsuche?
query=Antrag%20auf%20Stiftungsmittel


Die Sozialbürgerhäuser finden Sie hier:
https://stadt.muenchen.de/rathaus/verwaltung/sozialreferat/sozialbuergerhaus.html


Original-Text von Florian Kraus
Zusammenfassung der wichtigsten Infos in Einfacher Sprache von Verena Reinhard,
www.einfachverstehen.de

BISS-Ausgabe April 2025 | Unterstützung

Cover des BISS-Magazins April 2025

Inhalt | Mit Unterstützung | Hilfe bekommen, wenn es nötig ist. Angebote gibt es viele. | 6 Trotz Handicap: Der „Bus & Bahn Begleitservice“ macht mobil | 12 Dazugehören: Ein Münchner Gambier | 16 AktivSenioren: Beratung bei der Unternehmensgründung | 22 Ein offenes Ohr: Der „Zuhörraum“ in München | 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Mein Projekt, Impressum | 31 Adressen