BISS-Ausgabe Juni 2023 | Alle werden satt

Cover des BISS-Magazins Juni 2023

Inhalt | Nach der Flucht| Wie wirkt sich Flucht auf Kinder aus? Wer kümmert sich um Menschen, die einfach nur Hunger haben und medizinisch versorgt werden müssen?| 6 Queer und sichtbar: Strong! hilft bei queerfeindlichen Übergriffen | 10 Kinder der Flucht: Eine Studie zeigt, wie sich Flucht auf Kinder auswirkt | 16 Die reine Heuchelei Interview mit dem Migrationsforscher Ruud Koopmans | 20 St. Bonifaz: Alle werden satt | 24 Bundesfreiwilligendienst bei BISS: Shifo Karimova erzählt von ihren Erfahrungen | 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 29 Patenuhren | 28 Freunde und Gönner | 30 Mein Projekt, Impressum | 31 Adressen

„In München habe ich mich
gleich verliebt“

Shifo Karimova war acht Monate lang als Bundesfreiwillige bei BISS

Shifo Karimova

Von
ANNELIESE
WELTHER

Foto
MAGDALENA
JOOSS

Telefonanrufe entgegennehmen, Zeitschriften an Abonnenten schicken, Verkaufsplätze besichtigen, an Buchveröffentlichungen mitwirken, das waren einige der Aufgaben, die Shifo Karimova in ihrem Bundesfreiwilligendienst (BFD) im BISS-Büro zu erledigen hatte. Am liebsten aber organisierte sie die BISS-Begegnungen, bei denen interessierte Besucher die Gelegenheit bekamen, sich mit einem Verkäufer oder einer Verkäuferin zu unterhalten. Acht Monate lang dauerte Shifos Einsatz bei BISS, die meisten der sogenannten Bufdis sind ein Jahr lang an einer Stelle. „Der BFD ist auf maximal 18 Monate begrenzt“, erklärt die lebensfrohe, junge Frau, „und bevor ich zu BISS kam, war ich bereits zehn Monate lang in einer Krippe in Hochdorf gewesen.“ Dort konnte sie ihren BFD nicht fortsetzen, da die Kita schließen musste; in der schwäbischen 1.000-Seelen-Gemeinde gab es nicht genug Kinder. So sah sich die 24-Jährige gezwungen, sich nach einer neuen Stelle umzuschauen.

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gleich verliebt““

BISS-Ausgabe Mai 2023 | Pingpong

Cover des BISS-Magazins Mai 2023

Inhalt | Körperlichkeiten | Die Diagnose, unheilbar krank zu sein, ist schockierend. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die Lebensqualität zu verbessern. Bestes Beispiel dafür: Pingpong gegen Parkinson | 6 ADHS/ADS bei Erwachsenen: Wenn der Fokus fehlt | 12 Pingpong gegen Parkinson: Mit Sport gegen das Zittern | 18 Zu viel! Wenn die Sammelwut zum Problem wird | 22 Schulangst: Wenn Kinder sich weigern, in die Schule zu gehen | 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 29 Patenuhren | 28 Freunde und Gönner | 30 Mein Projekt, Impressum | 31 Adressen

Zu viel!

Nach Schätzungen von Selbsthilfegruppen leben rund 1,8 Millionen Messies in Deutschland. Ihr Problem ist die obsessive Sammelwut, die ihre Wohnungen zunehmend verstopft. Wie sich das anfühlt und was man dagegen tun kann? Eine Betroffene und ein Experte – beide aus München – gaben BISS-Autorin Kerstin Güntzel spannende Antworten.

Von KERSTIN GÜNTZEL
Illustration SOPHIA MARTINECK

Sylvias* Nachbar ist zu Besuch in ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in Neuhausen. Sie stehen auf dem einzigen freien Fleckchen Boden ihrer Mini-Küche und unterhalten sich. Auch auf dem Küchentisch der selbstständigen Grafikdesignerin, der ihr gleichzeitig als Schreibtisch und Büro dient, türmen sich Laptop, Stifte, Stapel von Büchern und Papieren. Ihre Küchenschränke und Regale quellen über vor Geschirr. Es herrscht ein Durcheinander: überfüllt, aber gemütlich. Unerwartet macht ihr Nachbar nun einen Schritt rückwärts und stolpert dabei über einen Zeitschriftenstapel, der sich hinter ihm auftürmt. Er stürzt zu Boden. Gott sei Dank hat er nur einen Schreck bekommen – und keinen Knieschaden! In diesem Moment wird der 45-jährigen Sylvia klar: So kann es nicht weitergehen mit ihrer Sammelwut. Sie kann regelrecht lebensgefährlich werden! Und sie einsam machen, denn auch ihre 16-jährige Tochter wohnt mittlerweile die meiste Zeit bei ihrem Ex, bei dem es ordentlich und übersichtlich zugeht. Sylvia weiß, dass sie ein Problem hat. Sie ist ein Messie. Zwar kein Hardcore-Fall, dennoch belastet ihre Sammelleidenschaft zunehmend ihr Leben.

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Hin & Zurück

Mehrere Millionen Deutsche leben im Ausland – dauerhaft oder vorübergehend. Was motiviert Menschen, ihre Heimat zu verlassen? Und wie fühlt es sich an, nach Jahren wiederzukommen? Vier Rückkehrer*innen aus Bali, Bolivien und Afrika erzählen, was sie an der Fremde fasziniert hat und ob sie wieder gern in Deutschland leben.

Protokolle
STEPHANIE STEIDL

EIN BISSCHEN BOLIVIANERIN

SIE KENNT BEIDE WELTEN UND VERMISST DIE ZUFRIEDENHEIT UND LEICHTIGKEIT DER BOLIVIANER.

Charlotte Wagner* ist Wanderin zwischen drei Welten. Die 81-Jährige ist Österreicherin, lebt in Deutschland und kann auf knapp 30 Jahre in Bolivien zurückblicken. 1974 kam sie das erste Mal nach Südamerika, per Schiff, gemeinsam mit ihrem bolivianischen Verlobten. Damals, vor fast 50 Jahren, war das noch etwas Besonderes. Als sie durch den Panamakanal fuhren, faszinierten Charlotte Wagner die Geräusche des Urwalds. Und als sie in Bolivien den ersten Einheimischen mit Poncho sah – exotisch war das. Charlotte Wagners Beziehung zu dem Bolivianer zerbrach. Aber sie blieb trotzdem, suchte sich Arbeit: als Reiseleiterin, in einer Firma für Im- und Export, bei einem Chemie- und Pharmaunternehmen. Schließlich landete sie in der Entwicklungszusammenarbeit. Erst nach fünf Jahren kehrte sie für einen Besuch nach Deutschland zurück. „Da war ich zur Fremden geworden.“ Sie, die inzwischen ein einfacheres Leben gewohnt war, erschrak beim Betreten einer Rolltreppe. Und war überwältigt von der Fülle, die sie umgab. „Wenn ich in Bolivien irgendetwas brauchte, musste ich kreativ sein und habe es mir oft zusammengebastelt.“ In Deutschland ging sie ins nächste Geschäft und kaufte es sich. Ein kleiner Kulturschock. Anspruchslos zu sein, lernte sie vor allem im bolivianischen Tiefland, während ihrer Zeit in einem landwirtschaftlichen Entwicklungsprojekt. Weder Telefon noch elektrisches Licht gab es in der Unterkunft. Und auch keine Straßenbeleuchtung. „Wenn ich in der Dunkelheit von der Arbeit nach Hause ging, musste ich mit der Taschenlampe den Weg ausleuchten. Sonst wäre ich über die Kühe gestolpert, die überall herumlagen.“

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