Nicht nur Bares

Foto: Volker Derlath

Fast alle, die die BISS auf der Straße verkaufen, besitzen ein Mobiltelefon, manche auch ein Smartphone. Für die Kommunikation zwischen Innen- und Außendienst ist das im Alltag ausgesprochen praktisch, denn anders als in konventionellen Unternehmen sind die meisten unserer Angestellten ja nicht zu festen Arbeitszeiten täglich im Betrieb anwesend. Es hat sich bewährt, wichtige Infos zusätzlich per SMS zu verschicken, beispielsweise den vorgezogenen Erscheinungstag der neuen Ausgabe, wenn das Magazin vor dem Monatsletzten ausverkauft ist. Den Verkaufspreis von aktuell 2,80 Euro je Ausgabe kassierten die
Verkäuferinnen und Verkäufer seit Jahrzehnten ausschließlich bar. Das bietet den Beteiligten viele Vorteile: Die Transaktion ist simpel, man behält den Überblick, es geht schnell und der Verkäufer braucht nichts weiter als Wechselgeld und eine Hosentasche. Kann also für immer so bleiben? Nun berichteten gerade in letzter Zeit BISS-Verkäuferinnen und -Verkäufer von Begegnungen mit Leuten, die sagten, sie würden gern ein Magazin kaufen, hätten aber überhaupt kein Bargeld bei sich. Eine Entwicklung, die an Supermarktkassen und an Kiosken zu beobachten ist, wo selbst Kleinstbeträge bargeldlos bezahlt werden. Das kann man gut finden oder nicht, ich meine jedoch, es darf daraus kein Nachteil für die BISSler entstehen. So haben wir uns Gedanken gemacht, wie diejenigen unserer Verkäuferinnen und Verkäufer, die am bargeldlosen Kassieren interessiert sind, dazu in die Lage versetzt werden können. Werkstudentin Laura hat dieses Projekt übernommen, und welche Herausforderungen alle Projektbeteiligten bewältigt haben, können Sie in dieser Ausgabe exklusiv (ab Seite 24) lesen.
Als Zwischenergebnis gibt es zum jetzigen Zeitpunkt eine Handvoll von BISSVerkäufern, die bargeldlose Zahlungen akzeptieren. Es war schön, zu beobachten, wie stolz die Einzelnen waren, als das Kassieren per Handy funktionierte und sie von den jeweiligen Kunden eine positive Rückmeldung bekamen. Viel wichtiger als die zusätzlich verkauften Exemplare ist, dass jeder Beteiligte für dieses Verfahren ein funktionierendes Bankkonto braucht. Das wird den einen oder die andere motivieren, ein gesperrtes Konto zu reaktivieren oder überhaupt erst eines zu eröffnen. Auf die zunehmende Digitalisierung in der Gesellschaft sind arme und obdachlose Menschen kaum vorbereitet. Was bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien anfängt, setzt sich im Erwachsenenalter fort. Ich setze darauf, dass wir mit Projekten wie diesem und unserer digitalen Sprechstunde für Verkäufer dazu beitragen, dass Berührungsängste und Vorbehalte weniger werden. Ein erster Schritt, aber ohne den geht es ja gar nicht erst weiter.

Herzlichst

Karin Lohr, Geschäftsführerin