Man darf die Anstrengung nicht vermeiden

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT

von Tibor Adamec

Wenn ich zur Arbeit aufbreche, habe ich einen Handkoffer. In den passen gut 30 BISS-Magazine und was ich so tagsüber brauche. Er wiegt ungefähr acht bis neun Kilogramm. Jetzt könnte ich mir ein Rollwägelchen besorgen, den Koffer draufschnallen und mir so den Weg zum Marienplatz bequemer machen. Das tue ich nicht, ich trage den Koffer. Als Sportler weiß ich, wie wichtig es ist, dass man den Körper belastet und die Muskeln trainiert. Die Muskulatur baut sonst schneller ab, als man sie durch Training wieder aufbauen kann. Ich bin als junger Mann im Winter beim Militär bei minus zehn Grad 3.000 Meter gelaufen, habe dann Lockerungsübungen gemacht, bin reingegangen, habe mich geduscht, bin zum Essen und dann zum Dienst. Als ich noch jünger war, bin ich immer in Solln gelaufen, ohne Hemd und Unterhemd bei Temperaturen bis minus 17 Grad. Einmal hat mich die Polizei angehalten, die haben geglaubt, ich wäre betrunken, dabei habe ich nie Alkohol angerührt. Wenn man bei so tiefen Temperaturen läuft, friert man nicht, nur wenn man stehen bleibt. Der Körper produziert beim Laufen genug Wärme. Ich bin jetzt 87 Jahre und war noch nie krankgeschrieben. Man muss der Krankheit davonlaufen, wenn du stehen bleibst, dann holt sie dich ein.

Eine besondere Art Weihnachtsgeschenk

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT

von Jasmin Nejmi

Dieses Jahr zu Weihnachten möchte ich einen Post teilen, den ich gelesen habe, der mir sehr gut gefällt und ein bisschen zum Nachdenken anregt. Die Erzählung beginnt mit einem Ehepaar, das sich einen Esel kauft und damit durch sein Dorf zieht. Die Bewohner, an denen es vorbeikommt, kommentieren prompt: „Der arme Esel muss die beiden Fettsäcke tragen. Was für eine Tierquälerei!“ Also reitet am nächsten Tag nur der Mann auf dem Esel. Nun ist zu hören: „Schau dir den Macho an! Er sitzt gemütlich auf dem Esel und seine Frau muss laufen!“ Am anderen Tag reitet die Frau auf dem Esel und die Menge prustet: „Was für ein Weichei, läuft wie ein Dackel hinter seiner Frau her! Sieht man ja, wer die Hosen anhat!“ Daraufhin entscheiden sich die beiden, neben dem Esel herzulaufen. Und dieses Mal sind die Menschen fassungslos: „Sag mal, wie blöd kann man sein?!? Die Trottel laufen, obwohl sie einen Esel haben!“ Was lernt man aus dieser Geschichte? Egal, was du machst, es ist niemals möglich, es allen recht zu machen. Die Leute werden sowieso über dich reden. Deshalb mach das, was sich für dich richtig anfühlt, und nicht, was alle anderen von dir erwarten. Mach dein Ding und lass sie reden! Wenn Ihnen die Geschichte auch so gut gefällt wie mir, teilen Sie sie gern mit Freunden, der Familie und den Arbeitskollegen, denn unter dem
Post stand: „Verschenke es weiter!“

Eingegipst

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT

Von Marioara Lacatus

An einem Samstag im Juli war ich auf dem Weg zum Supermarkt. Es war um zwölf Uhr herum, ich machte gerade Mittagspause und war schon etwas müde von der Hitze, als ich plötzlich stürzte. Ich war mit dem rechten Fuß umgeknickt! Mit Verletzungen am Arm, am Rücken und einem schmerzenden Fuß schleppte ich mich nach Hause. Dort habe ich den Fuß mit kaltem Wasser gewaschen und abgewartet, dass es besser wird. Aber es wurde nicht besser, ganz im Gegenteil, der Fuß fing an, sich schwarz zu färben, und schwoll an. Am Montag bin ich in eine Klinik am Sendlinger Tor gegangen. Weil der Fuß so verfärbt und geschwollen war, war ich sehr besorgt, aber die Ärzte haben mich beruhigt. Sie haben den Fuß geröntgt und ihn mit Eis gekühlt. Ich bekam Schmerzmittel und Spritzen gegen Thrombose, der Fuß wurde eingegipst. Das Röntgenbild zeigte einen Bruch an den Zehen. Zwei Wochen musste ich mit dem Gips rumlaufen. In dieser Zeit war ich krankgeschrieben und musste nicht arbeiten, konnte mich ausruhen und erholen. Zwar war es mir nicht möglich, schnell zu gehen, aber immerhin konnte ich gehen. Ich bin niemand, der gern nur rumsitzt und jammert, aber der Fuß tat schon sehr weh, zum Teil konnte ich nachts nicht schlafen. Dennoch bin ich heilfroh, dass ich nicht noch viel schlimmer gefallen bin und ich mich nicht noch schwerer verletzt habe.

Was verlängert das Leben? 

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT

von Thabit Gorgies Dinha

Ein Prinz träumte davon, immer ein starker, junger Mann zu sein und niemals alt zu werden. Also bat er seinen Weisen, ihm Medizin zu besorgen, die ihn für immer jung hält. Der Weise machte sich auf, um in Städten und Dörfern nach Medikamenten zu suchen. Als er wieder einmal in ein Dorf kam und nicht fündig wurde, rieten ihm die Dorfbewohner, auf den Gipfel des nahen Berges zu gehen und mit den beiden Brüdern zu reden, die dort wohnten. Kurz vor Sonnenuntergang kam der Weise am Gipfel an. Dort sah er zwei Häuser. Das erste Haus war klein und unordentlich. Vor der Tür saß ein alter Mann. Der Weise grüßte ihn und fragte, ob er bei ihm übernachten könne. Da rief schon die Frau aus dem Haus: „Wir haben keinen Platz für Gäste. Gehen Sie woandershin!“ Da ging der Weise zum zweiten Haus. Es war schön und ordentlich, umgeben von Blumen und Bäumen, in denen Vögel zwitscherten. Vor dem Haus saß ein junger Mann, begrüßte ihn und rief ins Haus: „Heute haben wir einen Gast!“ Der junge Mann und seine Frau bereiteten dem Weisen den schönsten Empfang und in der Nacht ein warmes Bett. Am nächsten Tag fragte der Weise: „Warum bist du jung und dein Bruder so alt?“ Da lachte der junge Mann und sagte: „Du irrst. Er ist mein kleiner Bruder, ich bin sogar zwanzig Jahre älter als er!“ Da bat ihn der Weise, ihm sein geheimes Kraut der Jugend zu verraten, und versprach, ihm alles im Austausch dafür zu
geben, was er sich wünschte. Der Mann aber antwortete: „Es ist kein Essen und kein Kraut, das mich jung und gesund hält. Der Grund ist, dass ich meine Frau gefunden habe und wir uns mit Barmherzigkeit, Zärtlichkeit, Respekt und Wertschätzung begegnen.“ Diese Geschichte gefällt mir sehr, weil sie zeigt, dass man mit Respekt in der Partnerschaft und als gutes Team immer weiterkommt. Außerdem ist man seinen Kindern damit ein gutes Vorbild. In jeder Familie gibt es Probleme, aber das Fundament für alles ist die Liebe. Wenn es die Liebe gibt, gibt es alles: Toleranz und Verzeihung. Wenn die Liebe einmal vorbei ist, sollte man sich trennen ohne Hass. Das Leben ist eben so.

Die gestohlene Uhr

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT

von Thabit Gorgies Dinha

Folgende Geschichte ist mir zugetragen worden: Bei einer Hochzeitsfeier hat einer der Gäste seinen ehemaligen Grundschullehrer getroffen und ihn gleich umarmt. Der Lehrer erwiderte, dass er ihn nicht kenne. Woraufhin ihm der Schüler erzählte: „Wie, Sie erkennen mich nicht? Ich war vor 35 Jahren ihr Schüler. Damals passierte eine für mich schmerzhafte Geschichte. Wissen Sie noch, wie einem Mitschüler eine Uhr gestohlen worden war? Sie haben dann gesagt, alle sollen zur Wand gehen und sich umdrehen, damit Sie unsere Taschen durchsuchen können. Ich zitterte und hatte Angst, denn ich hatte die Uhr gestohlen. Ich wusste, dass ich als Dieb vor allen Schülern und Lehrern bloßgestellt werden würde. Mein Ruf wäre für alle Zeit ruiniert. Nachdem Sie aber die Uhr bei mir gefunden haben, haben Sie nicht aufgehört, sondern auch die übrigen Schüler durchsucht. Erst dann haben Sie die Uhr dem Bestohlenen zurückgegeben. Nie haben Sie mit mir geschimpft. Ich habe keinerlei Tadel erfahren. Meine ganze Schulzeit habe ich hin und her überlegt, ob ich meine Tat Ihnen oder dem Direktor beichten soll. Ich hab es nicht getan, aber ich habe mir geschworen, nie wieder in meinem Leben etwas zu stehlen.“ Nun erinnerte sich der Lehrer und erklärte seinem Schüler: „Erinnerst du dich auch, dass ihr eure Augen schließen musstet? Nicht nur ihr konntet nichts sehen, auch ich habe meine Augen geschlossen, damit ich nicht weiß, wer der Dieb ist.“ Der Schüler bedankte sich dafür, dass der Lehrer ihn nicht bloßgestellt hatte. Der Lehrer klopfte seinem Schüler auf die Schulter. Was ich aus der Geschichte gelernt habe, ist, dass man nicht voreilig ein Geheimnis lüften sollte.