Große Benefiz-Auktion zum 30-jährigen Jubiläum der Münchner Straßenzeitung BISS

Liebe Freundinnen und Freunde von BISS,

anlässlich unseres 30-jährigen Jubiläums findet die große BISS-Benefiz-Auktion statt.

Renommierte Fotografinnen und Fotografen haben insgesamt 30 Werke gespendet, die bei dieser Veranstaltung zugunsten von BISS versteigert werden.

Die Auktion wird von dem traditionsreichen Auktionshaus Karl & Faber durchgeführt.

Die Erlöse gehen ohne Aufschlag direkt an BISS. Mit dem Gesamterlös soll der Grundstein für eine kleine Wohnung für einen BISS-Verkäufer gelegt werden.

Termin: Samstag, 21. Oktober 2023 von 13 bis 15 Uhr 
Ort: Münchner Volkstheater, Tumblingerstraße 29, 80337 München

Schirmfrau Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist persönlich anwesend.

Besichtigung:

21. Oktober von 10 bis 13 Uhr am Versteigerungsort.

Es gibt folgende Möglichkeiten, eine der künstlerischen Arbeiten zu ersteigern:

Telefonische Rückfragen bei BISS unter +49 89 33 20 33

Zu den Auktionsobjekten

BISS-Ausgabe September 2023 | Fit in der Stadt

Cover des BISS-Magazins September 2023

Inhalt | Gemeinsam | Für eine Gesellschaft, in der alle Menschen gut leben können.| 6 „Nie mehr leise“: Im Gespräch mit Betiel Berhe | 10 Gegen die Einsamkeit: Initiativen bieten Hilfe | 16 Gegen den Hass: Hatespeech und was dagegen getan werden kann | 20 Die Jury hat getagt: Die Sieger*innen unseres Fotowettbewerbs stehen fest | 22 BISS-Benefiz-Auktion: Das Auktionshaus Karl & Faber versteigert Fotografien zugunsten von BISS SCHREIBWERKSTATT  | 5 Wie ich wohne | 24 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 27 Freunde und Gönner | 30 Mein Projekt, Impressum | 31 Adressen

Der Hass, der Leben zerstört

Hass und Hetze im Netz haben in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Politiker, Aktivistinnen und Journalisten werden mit Shitstorms und Drohungen überzogen, wenn sie sich gegen Rechtspopulisten stellen. Die Organisation HateAid unterstützt Menschen bundesweit dabei, sich dagegen zu wehren, und schützt so Meinungsfreiheit und Demokratie.

Von BEATRICE OSSBERGER

Ein Tag im Juli 2022 in Frankfurt: Der SPD-Stadtverordnete Omar Shehata bummelt durch die Innenstadt, als er zufällig in eine Kundgebung des islamfeindlichen Rechtspopulisten Michael Stürzenberger gerät. Der Sozialdemokrat weiß sofort, wer sich hier vor den Zuhörern in Rage redet. Stürzenberger ist ein mehrfach wegen Beleidigung verurteilter Aktivist, der vom bayerischen Verfassungsschutz als zentrale Figur der islamfeindlichen Szene in Bayern eingestuft wird. Omar Shehata mischt sich in die Kundgebung ein, weil er findet, dass es für ihn als Demokraten und gewählten Volksvertreter Pflicht ist, Hass und Hetze nicht unwidersprochen zu lassen. Den anschließenden Streit mit Stürzenberger fängt eine Videokamera ein. Wenig später wird der Mitschnitt im Internet veröffentlicht und für Omar Shehata beginnen die schlimmsten Tage seines Lebens. „Es ist ein Shitstorm über mich hereingebrochen, dessen Ausmaß und Brutalität ich bis heute nicht fassen kann“, sagt er. Der 31-jährige Wirtschaftssoziologe, Sohn arabischer Eltern, geboren und aufgewachsen in Frankfurt, wird beleidigt und bedroht. „Bloß weg mit solchen Knechten wie dem Omar Shehata. Und mit der Einstellung ab zurück in sein Drecks Islam Scharia Staat“, lautet einer der vielen hasserfüllten Kommentare unter den Videos. Er bekommt E-Mails, in denen es heißt: „Verpiss dich aus Deutschland, du Dreckskerl.“ Und er wird bedroht. Man müsse ihn das Fürchten lehren, schreibt ein Kommentator. Und dass Patrioten und Motorradgangs hier sicherlich unterstützen könnten.

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Wie ich wohne

Wer wohnt wie? In der Kolumne geben Menschen aus dem BISS-Netzwerk Einblicke in ihren Wohnalltag. Sie erzählen, wie sie früher gelebt haben, wie sie momentan wohnen und was sie sich für die Zukunft erhoffen.

Protokoll FELICITAS WILKE

Foto: Martin Fengel

Der Opa

Wenn ich auf meinem Balkon sitze und Kaffee trinke, höre ich vom Kindergarten gegenüber das Lachen der Kleinen. Was andere Menschen vielleicht stören würde, ist für mich eine große Freude. Es erinnert mich an meine sechs Enkel – vier Mädchen und zwei Jungs. Sie leben teilweise in Leipzig, teilweise in Budapest, also weit weg. Trotzdem sind sie in meinem Leben allgegenwärtig. Seit gut zwei Jahren lebe ich in meiner Einzimmerwohnung in Laim. Sie besteht aus einem Flur, einem Bad, einer Toilette, einem großen Zimmer, in dem ich schlafe und esse, einer kleinen angrenzenden Küche und dem Balkon. Ich zahle hier 560 Euro Miete. Das ist ein guter Preis, wenn man bedenkt, dass ich allein in der Wohnung lebe und alles, was man zum Leben braucht, in der Nähe habe: Ein Supermarkt ist in der gleichen Straße, die nächste U-Bahn-Haltestelle auch nur zehn Minuten entfernt. In meiner Wohnung habe ich es mir gemütlich gemacht. An der Wand hängt ein großes, gerahmtes Bild von Paris, auf dem man den Eiffelturm erkennen kann. Ich selbst war zwar noch nie in der Stadt, meine Kinder aber schon. Eine andere Wand habe ich mit meiner Urkunde dekoriert, die ich zur fünfjährigen Festanstellung bei BISS bekommen habe. Ansonsten findet man in meinem Zimmer einige Rosenkränze, die von meinem Glauben zeugen. Und dann sind da natürlich noch viele, viele Fotos meiner Enkel! Einige stehen im Regal, andere hängen an der Wand, alle anderen habe ich auf dem Smartphone immer dabei. Die Bilder zeigen die Kinder unterm Weihnachtsbaum, im Karussell oder beim Spielen. Ich sehe meine Enkel ein paarmal im Jahr, wenn wir uns zu Feiertagen treffen. Ansonsten sind wir über das Handy miteinander verbunden. Ich komme ursprünglich aus Rumänien, wo ich auch noch eine Wohnung und Angehörige habe und ungefähr dreimal im Jahr zu Besuch bin. Meine Muttersprache ist allerdings Ungarisch. Um mit der Heimat verbunden zu bleiben, habe ich gleich zwei Fernseher. Auf dem kleineren Gerät im Regal schaue ich deutsche Sender, am liebsten verfolge ich dort Fußballspiele und höre Musik über Deluxe Music. Über den großen Fernseher an der Wand vor meinem Bett empfange ich rumänische und ungarische Sender. Um keine Nachrichten aus der Heimat zu verpassen, habe ich extra ein Abo für ein paar Euro im Monat abgeschlossen.“

Mein Weg zurück

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERSTATT

Von Wolfgang Räuschel

Seit Mai bin ich nach Monaten in verschiedenen Krankenhäusern und drei Wochen Reha endlich wieder zu Hause. Ich hatte im März davon berichtet, dass ich Anfang des Jahres wegen einer Gefäßerkrankung am rechten Bein operiert werden musste. Fast hätte ich meinen Unterschenkel verloren, es stand Spitz auf Knopf. Dann ging es langsam aufwärts. Die Ärzte zeigten sich immer optimistischer, dass mein Bein wieder heilt. Dennoch war es eine harte und chaotische Zeit. Ich konnte nur liegen und habe 30 Kilogramm abgenommen. Und nicht nur das. Wenn ich allein daran denke, was für ein Chaos es war, bis der Sozialdienst in der Klinik mir sagen konnte, wohin ich auf Reha komme. Eines Montagabends hieß es noch, es gehe für mich am nächsten Morgen an den Ammersee, dann wurde es in der Früh doch noch Lenggries. Zum Glück hat mir meine Schwester netterweise noch frische Kleidung und einen Jogginganzug von zu Hause vorbeigebracht. Auch auf der Reha ging es dann ein bisschen chaotisch zu. Es hieß eigentlich, der Chefarzt komme jeden Dienstag zur Visite vorbei –, aber von wegen, kein einziges Mal habe ich ihn gesehen. Dafür konnte ich den Kraftraum nutzen: Ich war Radfahren, auf dem Ergometer, bin Stufen auf und ab gegangen und habe das Gehen geübt. Erst 100, dann 200 Meter. Peu à peu ging es aufwärts. Diese drei Wochen waren ganz wichtig für mich. Inzwischen schaffe ich es mit meinem Rollator, wieder einen Kilometer am Stück zu gehen. Bald geht es zurück an die Arbeit. Ich blicke optimistisch auf die nächste Zeit, weiß aber auch, dass ich nicht nachlassen darf. Ich muss gehen, gehen, gehen, um wieder richtig fit zu werden. Dankbar bin ich, dass mich Rita aus dem BISS-Team und mein Kollege Dirk Schuchardt im Krankenhaus besucht haben. Das hat mich wirklich sehr gefreut!