Der Hass, der Leben zerstört

Hass und Hetze im Netz haben in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Politiker, Aktivistinnen und Journalisten werden mit Shitstorms und Drohungen überzogen, wenn sie sich gegen Rechtspopulisten stellen. Die Organisation HateAid unterstützt Menschen bundesweit dabei, sich dagegen zu wehren, und schützt so Meinungsfreiheit und Demokratie.

Von BEATRICE OSSBERGER

Ein Tag im Juli 2022 in Frankfurt: Der SPD-Stadtverordnete Omar Shehata bummelt durch die Innenstadt, als er zufällig in eine Kundgebung des islamfeindlichen Rechtspopulisten Michael Stürzenberger gerät. Der Sozialdemokrat weiß sofort, wer sich hier vor den Zuhörern in Rage redet. Stürzenberger ist ein mehrfach wegen Beleidigung verurteilter Aktivist, der vom bayerischen Verfassungsschutz als zentrale Figur der islamfeindlichen Szene in Bayern eingestuft wird. Omar Shehata mischt sich in die Kundgebung ein, weil er findet, dass es für ihn als Demokraten und gewählten Volksvertreter Pflicht ist, Hass und Hetze nicht unwidersprochen zu lassen. Den anschließenden Streit mit Stürzenberger fängt eine Videokamera ein. Wenig später wird der Mitschnitt im Internet veröffentlicht und für Omar Shehata beginnen die schlimmsten Tage seines Lebens. „Es ist ein Shitstorm über mich hereingebrochen, dessen Ausmaß und Brutalität ich bis heute nicht fassen kann“, sagt er. Der 31-jährige Wirtschaftssoziologe, Sohn arabischer Eltern, geboren und aufgewachsen in Frankfurt, wird beleidigt und bedroht. „Bloß weg mit solchen Knechten wie dem Omar Shehata. Und mit der Einstellung ab zurück in sein Drecks Islam Scharia Staat“, lautet einer der vielen hasserfüllten Kommentare unter den Videos. Er bekommt E-Mails, in denen es heißt: „Verpiss dich aus Deutschland, du Dreckskerl.“ Und er wird bedroht. Man müsse ihn das Fürchten lehren, schreibt ein Kommentator. Und dass Patrioten und Motorradgangs hier sicherlich unterstützen könnten.

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BISS-Ausgabe Juli-August 2023 | Fit in der Stadt

Cover des BISS-Magazins Juli-August 2023

Inhalt | Fit in der Stadt | Tanzen, Klettern, Yoga – in München gibt es zahllose Angebote, allein oder mit anderen den Sommer sportlich zu verbringen | 6 Fit ohne Geld: Kostenlose Angebote für Jung und Alt | 14 Keine Angst vor der Förderschule: Manche Kinder sind dort besser aufgehoben | 16 Krieg ist immer eine Niederlage: Im Gespräch mit Heinrich Bedford-Strohm | 22 Tagesstätten, Clubhäuser: Ein Ort für Menschen mit psychischen Erkrankungen | 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 29 Patenuhren | 28 Freunde und Gönner | 30 Mein Projekt, Impressum | 31 Adressen

Fit ohne Geld

Kein Geld für Fitnesscenter oder Sportverein? Sportangebote, die nichts kosten, gibt es in der ganzen Stadt. Egal, ob Sie an Wänden klettern, gemeinsam tanzen oder Fußball spielen wollen, ob Sie jung oder alt sind, viel oder wenig Zeit haben – die Angebotspalette ist so groß, dass bestimmt auch für Sie etwas dabei ist.

Von BENJAMIN EMONTS
Fotos HANNES ROHRER

Es ist Sommer, ein Sportpark in den Münchner Isarauen. Ewgenij tänzelt von einem Bein auf das andere, mit seinem Oberkörper weicht er zurück und schnellt immer wieder nach vorn. Aus dieser Haltung heraus krachen im Sekundentakt seine Fäuste auf einen Boxsack. Links, rechts. Links, rechts. Dreierkombinationen. Aufwärtshaken. Eine gerade Linke. Ewgenij, 43, hat das Box-Abc offensichtlich drauf. Der gebürtige Russe, einst oberbayerischer Boxmeister, gehört seit Jahren zum Inventar im Bewegungspark unweit der Brudermühlbrücke. „Ich bin so etwas wie der Hausmeister“, sagt er und lacht. Als während der Corona-Pandemie die Sportvereine zeitweise schließen mussten, hat Ewgenij die Boxsäcke eigenhändig hierhergeschleppt und mit einigen Gleichgesinnten montiert. Seitdem sind sie so eine Art Attraktion. An Tagen mit solidem Wetter boxen Dutzende Menschen in dem Park, Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche, Anfänger und Könner. Sie feilen gemeinsam an ihrer Beinarbeit, an ihrer Technik und an der richtigen Schlagdistanz. „Das ist wahrscheinlich der einzige öffentliche Platz mit Boxsäcken in ganz Europa. Das gibt es sonst nur in Kuba. Und da ist Boxen Volkssport“, sagt Ewgenij und grinst. Die meisten Sportarten, zumal mit Geräten, kosten Geld. In den Vereinen sind monatliche Mitgliedsbeiträge fällig, im Fitnessstudio hohe Gebühren, Kletterhallen und Schwimmbäder kosten Eintritt, Tennisplätze muss man mieten. Und doch zeigen Orte wie der in den Isarauen, dass es auch anders gehen kann. Zahlreiche attraktive Sportangebote in der Stadt sind immer noch kostenlos zu bekommen, weil es Initiativen und Menschen gibt, die sich dafür engagieren. Man muss die Orte nur finden.

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BISS-Ausgabe Juni 2023 | Alle werden satt

Cover des BISS-Magazins Juni 2023

Inhalt | Nach der Flucht| Wie wirkt sich Flucht auf Kinder aus? Wer kümmert sich um Menschen, die einfach nur Hunger haben und medizinisch versorgt werden müssen?| 6 Queer und sichtbar: Strong! hilft bei queerfeindlichen Übergriffen | 10 Kinder der Flucht: Eine Studie zeigt, wie sich Flucht auf Kinder auswirkt | 16 Die reine Heuchelei Interview mit dem Migrationsforscher Ruud Koopmans | 20 St. Bonifaz: Alle werden satt | 24 Bundesfreiwilligendienst bei BISS: Shifo Karimova erzählt von ihren Erfahrungen | 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 29 Patenuhren | 28 Freunde und Gönner | 30 Mein Projekt, Impressum | 31 Adressen

„In München habe ich mich
gleich verliebt“

Shifo Karimova war acht Monate lang als Bundesfreiwillige bei BISS

Shifo Karimova

Von
ANNELIESE
WELTHER

Foto
MAGDALENA
JOOSS

Telefonanrufe entgegennehmen, Zeitschriften an Abonnenten schicken, Verkaufsplätze besichtigen, an Buchveröffentlichungen mitwirken, das waren einige der Aufgaben, die Shifo Karimova in ihrem Bundesfreiwilligendienst (BFD) im BISS-Büro zu erledigen hatte. Am liebsten aber organisierte sie die BISS-Begegnungen, bei denen interessierte Besucher die Gelegenheit bekamen, sich mit einem Verkäufer oder einer Verkäuferin zu unterhalten. Acht Monate lang dauerte Shifos Einsatz bei BISS, die meisten der sogenannten Bufdis sind ein Jahr lang an einer Stelle. „Der BFD ist auf maximal 18 Monate begrenzt“, erklärt die lebensfrohe, junge Frau, „und bevor ich zu BISS kam, war ich bereits zehn Monate lang in einer Krippe in Hochdorf gewesen.“ Dort konnte sie ihren BFD nicht fortsetzen, da die Kita schließen musste; in der schwäbischen 1.000-Seelen-Gemeinde gab es nicht genug Kinder. So sah sich die 24-Jährige gezwungen, sich nach einer neuen Stelle umzuschauen.

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gleich verliebt““