BISS-Ausgabe April 2024 | Klein und Groß

Cover des BISS-Magazins Mai 2024

Inhalt | Klein und doch ganz groß | Das Leben scheint manchmal nicht gerecht, von den Kleinen Riesen können wir lernen, dennoch damit umzugehen | 6 Graffiti in München: Ein bunter Schrei nach Liebe | 12 12 Schluss mit lustig! Timur Vermes im Interview | 18 Die Kleinen Riesen: Kinder-Palliativdienst der Kinderklinik Schwabing | 22 Karla 51: Einmal klopfen reicht | SCHREIBWERKSTATT| 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Mein Projekt | 31 Adressen

Einmal klopfen reicht

Das Frauenobdach Karla 51 bietet Frauen für eine befristete Zeit ein Dach über dem Kopf. Wir haben mit einer von ihnen über ihren Weg in die Obdachlosigkeit, ihr Leben im Karla 51 und ihre Hoffnungen für die Zukunft gesprochen.

Text und Fotos
LEON SCHEFFOLD

Frau Weber in der Karla 51

Frau Weber sitzt vor einem Stück Kuchen im dritten Stock des Frauenobdachs Karla 51. Die 62-Jährige trägt einen dicken Wollpulli, darunter ein Hemd. Ihre Brille sitzt auf der Nasenspitze, sie schielt über die Brillengläser auf das Gebäck und teilt es mit einem Messer in zwei Hälften, bevor sie eine davon auf ihren Teller hebt. Von den süßen Sachen kann sie nicht mehr viel essen, sagt sie, „wegen des Zuckers“. Frau Weber ist eine der 55 Frauen, die Unterkunft im Frauenobdach Karla 51 in der Münchner Karlstraße gefunden haben – „ein Riesenglück“, wie sie sagt. Karla 51 ist ein besonderes Haus. Seit 1996 ist es als Frauenobdach mit 55 Einzelzimmern eine Anlaufstelle „für alle Frauen, die Hilfe brauchen“, sagt Frau Speck, die als Sozialarbeiterin im Haus tätig ist. Hilfsbedürftige sind meist Frauen, die von akuter Obdachlosigkeit bedroht sind oder bereits auf der Straße leben. Häufig klopfen aber auch Frauen an die Tür, die Gewalt in ihrer Partnerschaft oder in der Familie erlebt haben. Wenn ein Zimmer frei ist, findet eine Frau, die nach Hilfe sucht, für acht Wochen Obdach im Karla 51. „Die Frauen können ein Einzelzimmer mit einem eigenen Schlüssel beziehen“, sagt Frau Speck, die seit einem Jahr hier arbeitet. „Jede Frau hat Zeit für sich, um einmal durchzuatmen.“ In diesen acht Wochen bekommen sie Unterstützung bei allem, was sie ohne Hilfe nicht schaffen: Arztbesuche, Rechnungen, der Weg zum Jobcenter. Zehn Sozialarbeiterinnen betreuen die Frauen im Haus. „Unsere Arbeit besteht darin, mit den Frauen im selben Tempo zu gehen“, sie also nicht zu überfordern, ihnen die Hilfe nicht aufzuzwingen, so Frau Speck. Die Mithilfe der Frauen ist dennoch eine Voraussetzung für die Zusammenarbeit.

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BISS-Ausgabe April 2024 | Zugewandt

Cover des BISS-Magazins April 2024

Inhalt | Zugewandt | Sich jemandem zuwenden oder Zuwendung erhalten kann auf unterschiedlichste Weise geschehen | 6 Am Gleis 11: Die Bahnhofsmission in München | 12 Belegrechtsprogramm: Sozial vermieten | 16 Wenn es schnell gehen muss: Bereitschaftspflegemütter springen innerhalb von Stunden ein| 20 Auslandsstipendium: Auch mit wenig Geld lässt sich Auslandserfahrung sammeln | SCHREIBWERKSTATT | 5 Wie ich wohne | 26 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Mein Projekt | 31 Adressen

BISS-Ausgabe März 2024 | Chancen

Cover des BISS-Magazins März 2024

Inhalt | Chancen | Das Leben ist nicht immer gerecht, aber es gibt Hilfsangebote, um sich neue Chancen zu eröffnen | 6 Angehende Lehrer in Not: Warum sich viele dennoch keine Hilfe holen | 10 Herzogsägmühle: Ein guter Ort zum Leben | 16 Faktencheck: Was bekommen Geflüchtete bei uns wirklich| 20 Mittelschulabschluss für alle: Chancen auf ein selbstständiges Leben | SCHREIBWERKSTATT | 5 Wie ich wohne | 24 BISS-Verkäufer*innen erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 26 Patenuhren | 27 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Mein Projekt | 31 Adressen

Was bekommen Geflüchtete wirklich bei uns?

Von LISA WEISS

Illustration KATHARINA NOEMI METSCHL

Ob am Stammtisch oder in sozialen Medien – immer wieder kursieren Gerüchte, dass Asylbewerber, Ukrainerinnen oder Geduldete mehr Geld und mehr Leistungen bekommen als Deutsche. Was stimmt wirklich? Wir klären hier einige wichtige Fragen.

WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN MIGRANTEN, FLÜCHTLINGEN UND GEDULDETEN?
Migrantinnen und Migranten sind einfach Menschen, die von einem Land in ein anderes ziehen – egal, aus welchen Gründen.
Asylbewerberinnen und -bewerber haben einen Asylantrag in Deutschland gestellt, sagen also, sie seien schutzbedürftig. Sie dürfen mindestens so lange in Deutschland bleiben, bis über ihren Asylantrag entschieden wurde.
Zu den Flüchtlingen gehören mehrere Gruppen: Zum einen Personen, die Asyl nach dem Grundgesetz bekommen, weil sie zum Beispiel wegen ihrer politischen Überzeugung oder ihrer Religion von ihrem Heimatstaat verfolgt werden. Zum anderen Menschen, die auf Basis der Genfer Flüchtlingskonvention geschützt werden – auch sie müssen belegen, dass sie verfolgt werden, es kann aber auch zum Beispiel eine Bürgerkriegspartei sein, die sie persönlich bedroht. Und dann gibt es noch den sogenannten subsidiären Schutz – den bekommen vor allem Menschen aus Kriegsgebieten. Alle drei Gruppen dürfen in Deutschland bleiben, Flüchtlinge mit subsidiärem Schutz haben es aber schwerer, ihre Familie nachzuholen.
Geduldete sind dagegen Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die also nicht hierbleiben dürfen, aber momentan nicht abgeschoben werden, zum Beispiel, weil sie krank sind oder weil sie keinen Pass haben.
Ein Sonderfall sind Geflüchtete aus der Ukraine. Sie müssen nicht das normale Asylverfahren durchlaufen, sondern bekommen deutlich unkomplizierter und schneller eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland.

WIE VIEL GELD BEKOMMEN ASYLBEWERBER?
Alleinstehende Asylbewerberinnen und -bewerber haben Anspruch auf 460 Euro pro Monat. Menschen, die in einer Partnerschaft leben, bekommen weniger – der Gesetzgeber geht davon aus, dass sie zusammen kochen und wirtschaften können und daher weniger Geld brauchen. Kinder bekommen je nach Alter zwischen 312 und 408 Euro. Davon müssen sie Essen, Getränke, Kleidung oder Schuhe ebenso kaufen wie Shampoo, Bustickets, Handygebühren. Eine Unterkunft bekommt diese Gruppe meist gestellt. Aber manche Asylbewerber bekommen diese 460 Euro nicht komplett ausbezahlt. Beispielsweise erhalten Menschen in sogenannten Anker-Zentren, also in großen Unterkünften, in denen neu angekommene Asylbewerberinnen und -bewerber untergebracht sind, Essen, Getränke, Kleidung oder Schuhe nur als Sachleistung. Das heißt: Statt Geld für Lebensmittel oder Schuhe bekommen sie Essen aus der Kantine und Kleider aus der Kleiderkammer. Deswegen gibt es weniger Geld für sie, im Allgemeinen zwischen 132 und 204 Euro. Grundsätzlich könnten Asylbewerber und Asylbewerberinnen aber auch gar kein Geld bekommen, wenn alle persönlichen Bedürfnisse durch Wertgutscheine oder Sachleistungen gedeckt sind. In diese Richtung geht auch das Vorhaben, eine Bezahlkarte einzuführen. In der Regel gilt: Anspruch auf das Geld beziehungsweise die Leistungen haben die Menschen ab dem Tag, an dem sie ihren Asylantrag stellen.

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