Wie ich wohne

Wer wohnt wie? In der Kolumne geben Menschen aus dem BISS-Netzwerk Einblicke in ihren Wohnalltag. Sie erzählen, wie sie früher gelebt haben, wie sie momentan wohnen und was sie sich für die Zukunft erhoffen.

Protokoll HANS ALBRECHT LUSZNAT

Foto: MARTIN FENGEL

„Der Kurzatmige“

Vor vier Jahren bin ich hier in meine Einzimmerwohnung eingezogen. Ich habe einen großen Wohn- und Schlafraum, eine abgetrennte Küchennische und ein Badezimmer und lebe hier allein. Insgesamt sind es ungefähr 29 Quadratmeter. Zuvor habe ich im Hasenbergl in einer Wohnung gelebt, die war ein klein wenig größer, aber im vierten Stock gelegen und es gab keinen Lift. Seit längerer Zeit leide ich an einer chronischen obstruktiven Lungenerkrankung, die bezeichnet man als COPD. Bei körperlicher Anstrengung bekomme ich schwer Luft, vor allem beim Treppensteigen. Da habe ich mit dem Vermieter gesprochen und sie haben mir einen Tausch ermöglicht. Jetzt liegt meine Wohnung im Erdgeschoss. Hier habe ich alles, was ich brauche, eine Sitzgarnitur, einen Esstisch mit Eckbank und Stühlen, mein Bett, ein Sideboard mit Fernseher, die Küche, eine Mikrowelle und das Bad. Die Vormieterin hatte die ganzen Wände voller Bilder. Sie war eine starke Raucherin und man sah, wo Bilder an der Wand gehangen hatten und wie weiß die Wände einst gewesen waren. Bilder sind nicht so mein Ding, da habe ich die Wände lieber weiß ohne diesen Schnickschnack. Ich muss hier noch ein paar Dinge ändern, eine neue Lampe im Wohnraum aufhängen und für das Bad habe ich schon einen Allibert-Spiegelschrank gekauft, den muss ich noch anbringen. Ich verkaufe als freier Verkäufer die BISS am Olympia-Einkaufszentrum unten an der U-Bahn. Von meiner Wohnung bin ich mit dem 60er-Bus schnell da. Der fährt direkt dorthin. Gebürtig komme ich aus Köln, bin dann aber schon als Kind zu meinem Vater nach München gezogen und habe hier in Milbertshofen die Schule bis zum Abschluss gemacht und eine Lehre als Autolackierer begonnen. Damals waren die Arbeitsschutzvorrichtungen noch nicht so gut wie heute. Vielleicht haben sich meine Jahre als Autolackierer auf die spätere Lungenerkrankung ausgewirkt. Später wechselte ich zu einem Umzugsunternehmen. Das war auch kein leichter Beruf, aber er hat mir viel Spaß gemacht. Ich mochte die wechselnden Situationen, die unterschiedlichen Menschen, die immer wieder neuen Gesichter, sehr viele sympathische, manchmal auch zickige. Ich habe eine Lebensgefährtin, bei der ich viel Zeit verbringe, auch weil sie eine größere Wohnung hat. Diese Wohnung hier ist mein Rückzugsraum. Wenn wir in unserer Beziehung mal Krach haben, dann weiß ich, wo ich hingehen kann. In der Corona-Zeit war es manchmal schlimm, wenn man aufeinanderhockt und sich nicht ausweichen kann. Hier habe ich eine schöne Umgebung. Der Lerchenauer See ist nicht weit weg, eine halbe Zigarettenlänge, dann bin ich dort. Im Sommer ist es ein toller Ort, dann setze ich mich auf eine Bank, um einfach zu relaxen. Es gibt dort Schwäne, Enten, manchmal auch Gänse. Baden gehe ich nicht mehr, aber ich sitze gern dort und genieße die Sonne.