BISS-Ausgabe Dezember 2019 | Friede auf Erden

Cover des BISS-Magazins Dezember 2019

Thema | Dazugehören | Um sich dazugehörig zu fühlen, braucht es Arbeit, eine Wohnung und einen Ort zum Feiern | 6 Bundesteilhabegesetz (BTHG): Jakob ist jetzt ein Mitarbeiter | 10 Die Schattenseiten des BTHG: Interview mit Karin Majewski | 12 Zwischen den Jahren: Münchner*innen und BISS-Verkäufer*innen erzählen | 16 Ein Zuhause für die BISSler: Unser Haus in Hohenschäftlarn 24 Eine Patenuhr für … Unsere fest angestellten Verkäufer suchen Paten für 2020 | Schreibwerkstatt | 5 Was uns verbindet | 22 Aufgelesen: BISS-Verkäufer erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 24 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Impressum & Mein Projekt | 31 Adressen

Die stade Zeit

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT

Von Wolfgang Räuschl

Schön langsam geht das Jahr zu Ende und wir feiern das Fest der Geburt Christi. Weihnachten – ein großes Fest der Familie, der Freunde und vor allem der Kinder. Als ich noch im Gastgewerbe gearbeitet habe, hatten wir in dem Hotel an Weihnachten immer alle Hände voll zu tun. Das Hotel war ausgebucht, auch in der Heiligen Nacht. Der Speisesaal war sehr schön geschmückt, genauso die Empfangshalle, in der ein großer, hell erleuchteter Tannenbaum stand. Am Nachmittag waren unsere Gäste auf der Skipiste und so konnten wir den Speisesaal für den Abend festlich schmücken und die Tische in aller Ruhe eindecken. Am frühen Abend begann alles mit einem Dreigängemenü und am Empfang wurden die Gäste mit Stubenmusik und Weihnachtsliedern begrüßt. Jeder Gast bekam ein kleines Präsent von unserem Hotelchef. Nach dem Essen kam der Dorfpfarrer und las das Weihnachtsevangelium vor, danach gab es noch Weihnachtsgebäck und Glühwein. Ich habe noch in Erinnerung, wie alle dieses Fest feierten, egal aus welchen Ländern sie waren. Eben ein friedvolles und harmonisches Fest. Heute bin ich alleinstehend und verbringe die Feiertage zu Hause, weil mir diese Zeit zu hektisch und zu modern ist und ich für diesen Konsumtrubel kein Verständnis habe. Nichts ist mehr übrig von der staden Zeit. Bereits im September kann man in den Supermärkten Lebkuchen kaufen, gleich nach dem Oktoberfest die ersten Adventskalender und ab Mitte November erklingt Weihnachtsmusik und die ersten Weihnachtsmärkte öffnen. Und währenddessen beginnt der große Konsumrausch, der jedes Jahr noch größer wird. Sind die Feiertage dann endlich da, ist jeder nur noch genervt und abgespannt und verspricht sich, dass im nächsten Jahr alles ruhiger werden soll. Doch nach den Feiertagen beginnt die Sause von vorn. Schließlich müssen Gutscheine eingelöst und Geschenke umgetauscht werden. Da lobe ich mir Weihnachten in meiner Kindheit: Welch ein schönes Fest das doch war, vor allem sehr besinnlich. Ich denke gern daran zurück. Ich würde mich freuen, wenn wir alle ein bisschen nachdenklicher werden und uns wieder auf das Wesentliche besinnen würden. Weihnachten sollte wieder eine stade Zeit werden. Ich wünsche allen Kollegen und Stammkunden ein ruhiges und vor allem frohes Weihnachtsfest!

BISS-Ausgabe November 2019 | Familienbande

Cover des BISS-Magazins November 2019

Thema | Entspannt und glücklich | Das Leben mit einem behinderten Kind stellt Familien vor neue Herausforderungen. Es kann sehr anstrengend sein, aber auch glücklich machen | 6 Wir machen es uns schön: Leben mit einem Kind mit Behinderung | 12 Der letzte Weg: Sterbende begleiten | 18 Musik ohne Grenzen: Musizieren im Kinderheim | 22 Klimapolitik: Interview mit Prof. Dr. Niko Paech | Schreibwerkstatt | 5 Was uns verbindet | 26 Aufgelesen: BISS-Verkäufer erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 25 Patenuhren | 28 Freunde und Gönner | 30 Impressum | 31 Adressen

Meine frühere Arbeit

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT

von Solomon Vantu

Meine Familie in Rumänien war weder arm noch reich. Immerhin war es möglich, dass ich bis zur elften Klasse in die Schule gehen konnte. Aber als meine Mutter schwer krank wurde, musste ich arbeiten, damit die Familie genug Geld hatte – ich war dafür zuständig, dass meine Mutter, mein kleiner Bruder und meine Schwester und ich genug Essen auf dem Tisch hatten, weil mein Vater nicht da war. In Rumänien ist das normal, da arbeiten Kinder ab 14 Jahren öfter, manchmal, wenn sie kräftig sind, schon ab 13 Jahren. Das war unschön: Ich habe bis mittags Unterricht gehabt und bis nachts um zwölf Uhr gearbeitet. Ich habe auf einem großen landwirtschaftlichen Hof geputzt, den Tieren Gras gegeben, die Milch abgeholt und mit zwei Eseln ins Dorf transportiert. Ich habe auch um die 40 Pferde betreut, auf die Weide geführt und dafür gesorgt, dass sie fressen. Das Gleiche auch mit Schafen. Besonders anstrengend war die Arbeit im Winter. Nicht, weil es so kalt war, sondern, weil es mehr zu tun gab. Wenn die Tiere viel draußen sind, fressen sie selbst, man muss weniger putzen. Aber im Winter muss man manchmal die Tiere waschen und das Futter bereitstellen. Auch der Chef war nicht wirklich nett, er war hochnäsig, oft hat er seine Mitarbeiter nicht pünktlich bezahlt. Weil er nicht viel bezahlen wollte, hat er vor allem Kinder beschäftigt. Verdient habe auch ich mit der Arbeit nur sehr wenig Geld, das waren rund 80 Euro im Monat. Diesen Job hatte ich von meinem 14. bis 20. Lebensjahr. Weil ich so viel gearbeitet habe, hatte ich keine Zeit, für die Schule zu lernen. Ich wurde die ganze Zeit von den Lehrern geschlagen, die haben gefragt: „Warum hast du nicht gelernt?“ Ich hätte schon Lust gehabt, zu lernen, aber es war auch unangenehm, in die Schule zu gehen: Ich hatte kaum Klamotten, habe mir ein Paar Schuhe mit meinen Geschwistern geteilt und habe nicht gut gerochen. Gekündigt habe ich erst, als ich mit 19 Jahren beschloss, nach Deutschland zu gehen. Danach wurde alles besser.