Lieblingsplätze

Foto: Volker Derlath

Aktuell verkaufen rund 100 Frauen und Männer regelmäßig die BISS. Die meisten von ihnen bewegen sich im Münchner Stadtgebiet, einige im Landkreis und manche führt ihr Weg sogar ins bayerische Oberland bis nach Rosenheim oder Traunstein. Wir werden immer wieder gefragt, wie das mit den Verkaufsplätzen funktioniert und ob die etwa zugeteilt werden. Eine „offizielle“ Zuteilung, das ist sicher, würde nie funktionieren. Außer am Anfang, wenn jemand ganz neu zu BISS kommt und noch keine Vorstellung davon hat, wo er oder sie verkaufen möchte. Dann schlägt unser Sozialarbeiter einen Platz vor, von dem er weiß, dass der nicht belegt ist. Erfahrungsgemäß dauert es aber nicht lange, bis der oder die „Neue“ eigene Ideen entwickelt, wo es mit dem Verkauf ebenso gut, vielleicht sogar besser laufen könnte. Diese Beweglichkeit, gedanklich und im Handeln, ist einer der wichtigsten positiven Effekte, die den anfangs hilfebedürftigen Menschen Schritt für Schritt aus ihrer Notlage heraushelfen. Natürlich sind es die notwendigen Einnahmen aus dem Zeitungsverkauf, die Einzelfallhilfen und die Unterstützung bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum, die erst einmal im Vordergrund stehen. Und doch, nur so ist Hilfe zur Selbsthilfe möglich, wenn sich der „Bedürftige“ wieder als handelnder Mensch erlebt, der selbst bestimmen kann, wann er was tut und wie lange, oder? Dabei ist gar nicht so die Frage, ob ein Platz per se gut oder schlecht ist für den Verkauf. Langjährige BISS-Verkäufer wissen das am besten, denn sie machen die Orte, an denen sie stehen, erst zu guten Plätzen: BISS-Urgestein Tibor Adamec am Marienplatz, Pietro Dorigo, Pasings bella figura, und Dirk Schuchardt am Stachus, stets bereit für ein Schwätzchen. Nur drei von vielen, die wissen, dass es wie überall gute und weniger gute Tage gibt, selten klagen und sich über besonders gute Zeiten freuen. Plätze wie diese haben ein menschliches Gesicht und Charakter. So wird ein Platz nicht mal einfach von jemand anderem übernommen, wenn ein langjähriger Verkäufer stirbt. Es kann sein, dass eine Lücke bleibt, wie neben dem Kaufhaus Beck, wo früher Pavo Kulas verkaufte, an den ich jedes Mal denke, wenn ich dort vorbeikomme. Noch viel wichtiger als die Plätze sind für das Wohlbefinden und die Integration unserer 100 Verkäuferinnen und Verkäufer diejenigen, die das Magazin bei ihnen kaufen. Lieblingskundschaft sozusagen, freundlich, anerkennend und großzügig. Menschen wie Sie, was könnte es Besseres geben?

Herzlichst

Karin Lohr, Geschäftsführerin