Januar 2017
Thema | Neues Jahr neues Glück! Gute Vorsätze, neue Wohnung, neuer Job? Im Januar herrscht Aufbruchstimmung. Und manchmal klappt ein richtiger Neuanfang | 6 Nach dem Knast: Wenn man Türen wieder selbst aufmachen kann | 12 Interview: Psychotherapeut Martin Pröstler erklärt, wie Vorsätze umsetzbar werden | 14 Hoffnung und Hindernis: Junge Flüchtlinge auf dem Weg in eine Zukunft | 18 Die BISS-WG Neustart in den eigenen vier Wänden | 23 Essen ist Heimat: Kroatischer Apfelkuchen aus Dinkas Heimat | Schreibwerkstatt | 5 Käufer und Verkäufer | 26 Aufgelesen: BISS-Verkäufer erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Unser Projekt | 31 Adressen
Monat: Dezember 2016
Das Leiden eines (werdenden) Blinden
EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
von Hans Pütz
Ich habe früher auch viel in der Schreibwerkstatt geschrieben, und immer wieder fragen mich Kunden, warum ich das nicht mehr tue. Ich will es Ihnen erklären: Vor eineinhalb Jahren haben die Ärzte bei mir Makulophatie entdeckt. Ich bin Diabetiker, und das hat dazu geführt, dass meine Augen so schlecht geworden sind. Ich sehe auf beiden Augen nur noch 20 Prozent. Alles ist verschwommen, wie wenn die Welt hinter Nebel liegen würde. Zu Hause habe ich eine gute Bekannte, die mir im Alltag hilft, wenn ich Briefe bekomme oder wenn ich Anträge ausfüllen muss. Sie hat mir auch geholfen, den Schwerbehindertenausweis zu bekommen. Den Rest bekomme ich alleine hin, es gibt Tricks: Wenn man zum Beispiel ein Glas Wasser füllt, dann hält man einen Finger an den Rand des Glases und spürt, wenn es voll ist. Ich habe zu Hause mindestens zehn Lupen liegen, und meinen Fernseher muss ich ganz nah ans Bett rücken, damit ich etwas sehe. Beim Verkaufen habe ich manchmal Probleme, das Kleingeld auseinanderzuhalten. Aber mit der Zeit weiß man, wie groß die Münzen sind und wie sie sich anfühlen. Es ist anstrengend für mich, die Leute zu erkennen, auch wenn sie schon seit Jahren zu mir kommen. Ich bin ja schon seit über 20 Jahren bei der BISS, doch viele Kunden wissen nicht, das ich fast blind bin. Wenn ich es ihnen dann sage, sind sie überrascht und wollen mir helfen. Manche Leute wundern sich, dass ich öfter nicht an meinem Standplatz bin. Das liegt an meinen Terminen beim Augenarzt. Zu Weihnachten und für das nächste Jahr wünsche ich mir, dass ich besser sehen kann, und ein paar neue Augen.
Festanstellung für Flüchtling: Biss gibt 50. Verkäufer eine Chance
BISS-Ausgabe Dezember 2016 | Singet, frohlocket
Thema | Singet, frohlocket: Singen hält Geist und Seele zusammen. Bei 400 Chören in München ist für jeden der richtige dabei | 6 Singen gegen das Vergessen: Wie sich Singen positiv auf Demenzkranke auswirkt | 10 Mehr als eine Musikgruppe: Wer in München singen will, kann in einem Chor auch eine emotionale Heimat finden | 18 Sänger Christian Gerhaher im Gespräch: „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“ | 24 Eine Patenuhr für … Die angestellten BISS-Verkäufer suchen für 2017 wieder ihre Paten“ | Schreibwerkstatt | 5 Käufer und Verkäufer | 22 Aufgelesen: BISS-Verkäufer erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Unser Projekt | 31 Adressen
Weihnachtszeit
EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
von Wolfgang Räuschl
In meiner Kindheit war die Advents- und Weihnachtszeit etwas Besonderes. Nicht, weil wir viel Schnee hatten, sondern, weil es auch etwas Familiäres hatte. Am Land, wo ich aufgewachsen bin, gab es an Adventssonntagen nachmittags immer ein Treffen meiner Verwandtschaft, und wir haben in der Stube zusammengesessen und bei Bäckerei, Kuchen und Kaffee auch sehr schöne Weihnachtslieder gesungen. Mein Großvater erzählte uns auch immer wieder Weihnachtsgeschichten. Meine Lieblingsgeschichte war die von der Kirche in Oberndorf bei Salzburg, als die Leute ein Weihnachtslied suchten, um es in der Heiligen Nacht aufzuführen. Die beiden Volksschullehrer Franz Mohr und Xaver Gruber haben ein Weihnachtslied geschrieben und es zur Christmette 1816 uraufgeführt. Dass es aber das vielleicht schönste und berühmteste werden würde, haben sie damals nicht gedacht. So wird das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ heuer 200 Jahre alt und auf der ganzen Welt gesungen. Zu diesem Anlass mache ich einen Tagesausflug und besuche nicht nur den Christkindlmarkt, sondern auch die Ortskirche von Oberndorf, um an dem Ursprung des berühmtesten Weihnachtsliedes zu stehen. Heute hat fast keiner mehr Zeit, eine ruhige Adventszeit zu erleben. Die Konsumgesellschaft, der Stress und die Hektik einer Großstadt lassen das alles nicht mehr zu. Vielleicht würde man sich dann wieder an Weihnachten freuen, wenn jeder von uns ein bisschen nachdenkt und in sich geht, um an die Weihnachtszeit von früher zu denken. Bei uns zu Hause gab es immer auch Geschenke: Winterbekleidung bekam ich und ein Paar Ski, auch das ein oder andere Buch. Aber am besten waren diverse selbst gemachte Weihnachtsbäckereien von Tanten und der Großmutter. Und heute sieht man die Lebkuchen und Adventskalender schon ab September in den Regalen von Supermärkten stehen. Die Auslagen großer Kaufhäuser werden schon im Oktober für das große Weihnachtsgeschäft dekoriert, und auch die Weihnachtslieder auf Englisch werden ab November aus den Lautsprecherboxen rauf und runtergespielt. Da fällt mir eine berühmte Aussage von Franz Beckenbauer ein: Ja, ist denn heut scho Weihnachten? Da denke ich gern an meine Kindheit zurück. Manchmal habe ich noch den Duft in der Nase vom frisch geschlagenen Tannenbaum. Ich wünsche mir ein friedliches und ruhiges Fest. Denn Weihnachten ist für mich immer noch ein Fest der Familie und des Friedens.