BISS-Ausgabe Juli-August 2016 | Fernweh

Cover des BISS-Magazins Juli-August 2016
Cover des BISS-Magazins Juli-August 2016

Thema | Abenteuer Aufbruch: Ein Heft übers Reisen und zuhause bleiben| 6 Fernweh: Drei Austauschschüler erzählen von ihrem Jahr fern der Heimat | 12 Ferien in der Stadt: Kinder verraten, was sie in den Ferien am liebsten machen | 14 Aus eigener Erfahrung: Drei Menschen, die vor vielen Jahren nach Deutschland kamen, erinnern sich| 16 Geburtstags-Interview: Alt-OB Dr. Hans-Jochen Vogel im Gespräch |22 Aus Tradition unterwegs: Eine Frau auf der Walz | 24 Mit Rad und Seele: Dynamo Fahrradservice BISS e.V. feiert 30. Geburtstag| Schreibwerkstatt | 5 Käufer und Verkäufer | 26 Aufgelesen: BISS-Verkäufer erzählen, was sie bewegt | Rubriken | 3 Editorial | 28 Patenuhren | 29 Freunde und Gönner | 30 Impressum, Mein Projekt| 31 Adressen
 
 
 

Familienbesuch

EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
von Zuheir Sobhy Matti Takiyan
So wie meine eigene Familie ist auch die Familie meiner Frau aus dem Irak geflohen und lebt heute über die ganze Welt verteilt. So wohnen zum Beispiel ihre Eltern, ihre Brüder und ihre Schwestern in Finnland und in Schweden. Meine Frau hat sie seit 15 Jahren nicht gesehen. Und so konnte ich schwer nein sagen, als meine Frau mich fragte, ob wir sie nicht einmal besuchen könnten. Und so flogen wir im April zuerst nach Schweden zu den beiden Brüdern meiner Frau und meinen Schwiegereltern. Sie leben in einem Vorort von Göteborg. Schon am Flughafen gab es ein großes Wiedersehen. In den folgenden Tagen verbrachte meine Frau viel Zeit mit ihren Eltern, sie sind schon alt, und meine Frau half ihnen beim Kochen und Putzen. Einmal lud uns einer ihrer Brüder zum Essen ein. Ansonsten ging ich mit meiner Tochter spazieren, oder wir fuhren ins Zentrum von Göteborg. Fünf Tage blieben wir in Schweden, dann fuhren wir mit zwei Autos und zusammen mit der ganzen Familie meiner Frau per Fähre nach Finnland. Die Fahrt dauerte von sieben Uhr abends bis sieben Uhr früh. Auf dem Schiff gab es Restaurants und sogar eine Disko. Wir sahen den Leuten beim Tanzen zu und tranken Bier. Ich wollte auch tanzen, aber meine Frau hatte keine Lust. Sie ist ein bisschen schüchtern. In Finnland lebt die Schwester meiner Frau mit ihrer Familie. Sie hat fünf Kinder, und wieder gab es ein großes Wiedersehen. Wir gingen wieder essen und einkaufen und ins Zentrum. Am Sonntag gingen wir gemeinsam in die Kirche, und danach gab es ein großes Familienfest. Wir tanzten und tranken bis in die Nacht. Nach sieben Tagen fuhren wir wieder zurück nach Schweden, und von dort flogen wir zurück nach Deutschland. Mir hat Schweden nicht so gut gefallen wie Finnland. Dort ist alles sehr sauber. Am schönsten fand ich es aber, wieder zu Hause zu sein, in Deutschland, bei meinen Freunden, meinen Bekannten, meiner Arbeit. Wir haben einen sehr guten Platz zum Leben gefunden. Und längst auch eine neue Heimat.