EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
von Pietro Dorigo
Es sind schon 20 Jahre vergangen seit dem tragischen Ende eines außergewöhnlichen Lebens. Für uns BISSler wird Rudolph Moshammer unvergesslich bleiben. Er hat an dem Projekt BISS von Anfang an mitgewirkt. Mit seinem Verein unterstützt er die Festanstellung von BISS-Verkäufern heute noch. Mir bleibt die Erinnerung an sein Geschäft in der Maximilianstraße. Es waren die Jahre 1996 bis 1998, als es mir finanziell nicht gut gegangen ist und ich immer wieder auf der Maximilianstraße entlang gegangen bin. Das hat meiner Seele gutgetan, für einen Augenblick konnte ich meine Not vergessen. Besonders beeindruckt war ich, dass vor dem Moshammer-Geschäft „Carnaval de Venise“ immer Menschen stehen geblieben sind. Ein paar Mal konnte ich ihn auch persönlich aus der Ferne sehen. Heute, wenn ich mit der Tram 21 vorbeifahre, blicke ich immer noch dorthin, wo sein Laden war, und stelle fest, dass nicht nur das Geschäft nicht mehr da ist, die Maximilianstraße ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Sie ist zwar noch schön, aber steril, ohne Seele, an jeder Ladentür ist ein Aufpasser. Vielleicht muss das in dieser Zeit heute so sein, aber schön ist das nicht. Jetzt, Anfang Februar, habe ich im Fernsehen eine Spezialausgabe der BR-Reihe „Lebenslinien“ zu Moshammers Todestag gesehen. Beeindruckt hat mich in einem dort gezeigten Interview seine Antwort auf die Frage eines Journalisten, in der er erklärt, dass er sich nicht als homosexuell bezeichnen will, weil er sich nur in die Seele des Menschen verliebt, egal ob es ein Mann oder eine Frau ist. Ich glaube, es geht mir auch so. Ruhe in Frieden.