„Wir müssen kämpfen. Immer“

Karin Lohr, Foto: Volker Derlath

In dieser Ausgabe machen wir etwas, was wir sonst nicht tun: Wir veröffentlichen ein Interview ein zweites Mal (siehe S. 16 bis 19). Aber nicht irgendein Interview, sondern das, das der im April verstorbene Papst Franziskus im Jahr 2015 der niederländischen Straßenzeitung Straatnieuws aus Utrecht gegeben hat. Ich erinnere mich gut, wie mir mein holländischer Kollege Frank im Juni 2015 auf dem internationalen Treffen der Straßenzeitungen in Seattle im Vertrauen diesen baldigen „scoop“ verriet, ein mit viel Vorlauf vorbereitetes, exklusives Gespräch mit seiner Heiligkeit im Vatikan. Zugegeben, zuerst war ich ein bisschen skeptisch, ob das wirklich zustande kommt, denn Frank war zwar ein gut gelaunter und sehr entspannter Mensch, schien aber nicht der Typ zu sein, der im Vatikan ein und aus geht. Am Ende aber hat es geklappt, die holländischen Kollegen, darunter ein Straßenzeitungsverkäufer, reisten nach Rom und Frank hat tolle Fotos gemacht. Eines davon zeigt Papst Franziskus aus vollem Herzen lachend, kraftvoll und bester Dinge. In dem Gespräch macht er sich für eine Kirche stark, die sich für die Armen engagiert, und sagt deutlich, dass jeder Mensch ein Recht auf ein Dach über dem Kopf und auf die drei „Ts“ hat: trabajo (Arbeit), techo (Dach) und tierra (Land). Das Interview ist zeitlos, die Botschaft drängender denn je. Der Papst ermuntert ausdrücklich zum Handeln, ja sogar zum Kämpfen für eine bessere Welt. Diese Haltung verbindet doch Menschen und überwindet Grenzen, geografische und viele andere. Es braucht mehr von diesen Menschen, die die Welt zusammenhalten, und nicht solche, die auf Kosten anderer spalten und bei jeder Gelegenheit maximale Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen. Das sehen die Sportfreunde Stiller (siehe S. 6 bis 11), langjährige Wegbegleiter von BISS, genauso. Für sie zählt, dass jemand nicht einfach Faschisten und Antidemokraten mit Grausen zuschaut, sondern sich aktiv für eine demokratische Gesellschaft einsetzt. Vor zehn Jahren hat BISS die Rom-Reise von Frank finanziell unterstützt, das war für Straatnieuws eine große Hilfe. Ich hoffe sehr, dass der neue Papst Leo XIV, wie sein Vorgänger Franziskus, für die Rechte armer und sozial benachteiligter Menschen kämpft. Und vielleicht gibt er ja bald einer Straßenzeitung ein Interview, wir BISSler aus München sind jederzeit bereit.

Herzlichst


Karin Lohr, Geschäftsführerin