Wer wohnt wie? In der Kolumne geben Menschen aus dem BISS-Netzwerk Einblicke in ihren Wohnalltag. Sie erzählen, wie sie früher gelebt haben, wie sie momentan wohnen und was sie sich für die Zukunft erhoffen.
Protokoll FELICITAS WILKE
Foto: Martin Fengel
Der Opa

Wenn ich auf meinem Balkon sitze und Kaffee trinke, höre ich vom Kindergarten gegenüber das Lachen der Kleinen. Was andere Menschen vielleicht stören würde, ist für mich eine große Freude. Es erinnert mich an meine sechs Enkel – vier Mädchen und zwei Jungs. Sie leben teilweise in Leipzig, teilweise in Budapest, also weit weg. Trotzdem sind sie in meinem Leben allgegenwärtig. Seit gut zwei Jahren lebe ich in meiner Einzimmerwohnung in Laim. Sie besteht aus einem Flur, einem Bad, einer Toilette, einem großen Zimmer, in dem ich schlafe und esse, einer kleinen angrenzenden Küche und dem Balkon. Ich zahle hier 560 Euro Miete. Das ist ein guter Preis, wenn man bedenkt, dass ich allein in der Wohnung lebe und alles, was man zum Leben braucht, in der Nähe habe: Ein Supermarkt ist in der gleichen Straße, die nächste U-Bahn-Haltestelle auch nur zehn Minuten entfernt. In meiner Wohnung habe ich es mir gemütlich gemacht. An der Wand hängt ein großes, gerahmtes Bild von Paris, auf dem man den Eiffelturm erkennen kann. Ich selbst war zwar noch nie in der Stadt, meine Kinder aber schon. Eine andere Wand habe ich mit meiner Urkunde dekoriert, die ich zur fünfjährigen Festanstellung bei BISS bekommen habe. Ansonsten findet man in meinem Zimmer einige Rosenkränze, die von meinem Glauben zeugen. Und dann sind da natürlich noch viele, viele Fotos meiner Enkel! Einige stehen im Regal, andere hängen an der Wand, alle anderen habe ich auf dem Smartphone immer dabei. Die Bilder zeigen die Kinder unterm Weihnachtsbaum, im Karussell oder beim Spielen. Ich sehe meine Enkel ein paarmal im Jahr, wenn wir uns zu Feiertagen treffen. Ansonsten sind wir über das Handy miteinander verbunden. Ich komme ursprünglich aus Rumänien, wo ich auch noch eine Wohnung und Angehörige habe und ungefähr dreimal im Jahr zu Besuch bin. Meine Muttersprache ist allerdings Ungarisch. Um mit der Heimat verbunden zu bleiben, habe ich gleich zwei Fernseher. Auf dem kleineren Gerät im Regal schaue ich deutsche Sender, am liebsten verfolge ich dort Fußballspiele und höre Musik über Deluxe Music. Über den großen Fernseher an der Wand vor meinem Bett empfange ich rumänische und ungarische Sender. Um keine Nachrichten aus der Heimat zu verpassen, habe ich extra ein Abo für ein paar Euro im Monat abgeschlossen.“