Wer wohnt wie? In der Kolumne geben Menschen aus dem BISS-Netzwerk Einblicke in ihren Wohnalltag. Sie erzählen, wie sie früher gelebt haben, wie sie momentan wohnen und was sie sich für die Zukunft erhoffen.
Protokoll FELICITAS WILKE
Foto: MARTIN FENGEL
Der Sammler

Das Wasser begleitet mich schon mein ganzes Leben lang: Geboren bin ich in Rumänien, wo ich, mit meinen Eltern und meiner Schwester, im Donaudelta, ganz in der Nähe vom Schwarzen Meer, aufgewachsen bin. Später verließ ich meine Heimat, um in Italien Geld zu verdienen. Ich lebte in der Nähe von Bologna und arbeitete unter anderem auf dem Bau und in der Landwirtschaft. Auch hier war die Küste nicht sehr weit weg. Und jetzt wohne ich in Starnberg – nur ungefähr einen Kilometer weg vom See. Ich gehe gern am Ufer spazieren. Im Alltag fehlt mir dafür allerdings die Zeit. So gern ich in Starnberg wohne: Es ist sehr weit weg von den Orten, an denen ich die BISS verkaufe. Bis nach Erding, Zorneding, Poing oder Ebersberg brauche ich mit der S-Bahn für eine Strecke bis zu eineinhalb Stunden. Um fünf Uhr aufzustehen macht mir zum Glück nichts aus. Bevor ich nach Starnberg gezogen bin, habe ich längere Zeit in einer Pension gelebt. Sie lag zwar sehr zentral in München, fast ums Eck vom Marienplatz, aber das Leben dort hatte seine Tücken: Ich habe mir das Zimmer dort mit einem Mitbewohner teilen müssen. Zwischen den Menschen dort kam es immer wieder zu Streit. In meiner jetzigen Wohnung habe ich zwar immer noch einen Mitbewohner, aber er ist auch BISS-Verkäufer und wir kennen und verstehen uns gut. In unserer Erdgeschosswohnung hat jeder sein eigenes Zimmer. Das Bad, die Wohnküche und die Terrasse teilen wir uns. Dort sitzen wir bei schönem Wetter gern zusammen und trinken Kaffee oder rauchen eine Zigarette. Wir zahlen beide jeweils 500 Euro Miete mit allem Drum und Dran. So viel habe ich in der Pension auch schon gezahlt. Besonders mag ich an unserer Wohnung die große und moderne Küche. Ich koche gern und esse eigentlich nie auswärts. Bei McDonald’s war ich vielleicht zweimal in meinem ganzen Leben. Stattdessen gibt es Suppe, wie wir sie in Rumänien gern essen. Mit viel Gemüse und einem Suppenhuhn drin. Wenn ich das Essen einmal vorkoche, habe ich mehrere Tage lang ein gutes Essen, das ich nur noch aufwärmen muss. In unserer Wohnung haben auch vorher schon BISS-Verkäufer gelebt, weshalb wir sie möbliert übernehmen konnten. Mein Bett, das Sofa, die Bilder an der Wand – das war alles schon da. Die Uhr, die am Schrank hängt, gehört aber mir. Es ist mein Hobby, alte Gegenstände zu sammeln und, wenn nötig, wieder herzurichten. Ich sammle alte Münzen und Geldscheine, aber auch antike Uhren. Auf dem Exemplar am Schrank steht die Jahreszahl 1640. Ich habe sie wieder zum Laufen gebracht. Inzwischen kennen viele Bekannte meine Leidenschaft und weisen mich darauf hin, wenn es alte Uhren zu kaufen gibt. Dann freue ich mich über Nachschub. In absehbarer Zeit werde ich mir aber doch mal Möbel zulegen müssen. Ich plane, wieder nach München zu ziehen, nach Freiham. Meine Freundin will aus Moldawien zu mir nach Deutschland kommen, dafür brauchen wir eine gemeinsame Bleibe. Sie freut sich schon darauf, die Wohnung einzurichten – das wird dann eindeutig ihre Aufgabe!