Wie ich wohne

Wer wohnt wie? In der Kolumne geben BISS-Verkäuferinnen und -Verkäufer Einblicke in ihren Wohnalltag. Sie erzählen, wie sie früher gelebt haben, wie sie momentan wohnen und was sie sich für die Zukunft erhoffen.

Protokoll ANNELIESE WELTHER

Der Gesundheitsbewusste

Foto: Martin Fengel

Ich habe eine Regel: Schließt man die Haustür hinter sich, bleibt aller Ärger und Stress draußen. Die Wohnung soll ein Ort der Freude sein, an dem man mit der Familie zusammen ist und sich wohlfühlt. Darum versuche ich auch, jeder Unstimmigkeit mit meinen beiden Mitbewohnern aus dem Weg zu gehen. Wenn man in mein WG-Zimmer hineinschaut, fällt einem gleich mein Heimtrainer auf. Jeden Tag radle ich darauf zehn Minuten lang. Zudem besitze ich noch eine Vibrationsplatte, auf der ich ebenfalls regelmäßig trainiere. Das brauche ich, damit meine Knie nicht schmerzen. Zusätzlich nehme ich Magnesium und andere sinnvolle Präparate zu mir, um meine Gelenke fit zu halten. Öffnet man unseren Kühlschrank, wird man feststellen, dass wir uns alle drei gesund ernähren. Unsere kleine gemeinsame Küche wird täglich zum Kochen genutzt. Meine Mitbewohner und ich sprechen uns ab, und es bereitet, je nachdem wer als Erster nach Hause kommt, mal der eine, mal der andere typisch rumänische Gerichte zu. So versuche ich mich fit zu halten. Nachdem ich jedoch viele Stunden im Stehen gearbeitet habe, dusche ich gleich, wenn ich nach Hause komme, und bin froh, mich erst mal aufs Bett legen zu können. Natürlich könnte ich zur Arbeit einen Stuhl mitnehmen, aber es fühlt sich für mich nicht richtig an, wenn ich sitze, während meine Käufer stehen. Den Respekt, der mir von ihnen entgegengebracht wird und für den ich sehr dankbar bin, versuche ich so zu erwidern. Leider ist in meinem Fall die Wohnung nur bedingt auch ein Ort der Familie. Vor 1989, als in Rumänien noch die kommunistische Partei herrschte, hatte ich einen Job als Automechaniker, zu dem auch eine Dienstwohnung mit zwei Zimmern in einem Plattenbau gehörte. Darin musste meine Frau mit unseren drei Töchtern oft ohne mich auskommen. Meine Anstellung brachte es mit sich, dass ich immer mal ein bis zwei Monate unterwegs war. Nach der Wende wurde mein Arbeitsplatz aufgelöst und ich arbeitete im Ausland. Zwischenzeitlich hatte ich auch ein Unternehmen, bei dem ich Transporte mit Kleinbussen durchführte. Zuerst fuhr ich Güter, die Asylsuchende aus Deutschland zu den Verwandten nach Rumänien schickten, später transportierte ich Spenden und zuletzt Leute, die nach Spanien zum Arbeiten gingen. Von 2008 an rentierten sich diese Transporte nicht mehr. Wieder verdiente ich mein Geld als Automechaniker in Italien und Spanien, fand aber keine Festanstellung. Auch in Deutschland wollte ich in meinem gelernten Beruf arbeiten, man sagte mir jedoch, ich sei zu alt. Deshalb bin ich sehr froh, bei BISS angestellt zu sein. Meine Frau hat sich daran gewöhnt, meistens allein in Rumänien zu leben, aber wir telefonieren täglich. Unsere Trennung ist das Opfer, das wir bringen, damit unsere Töchter eine anständige Ausbildung erhalten. Wäre ich in Rumänien geblieben, wäre das nicht möglich gewesen. Mein großer Traum ist es, dass meine Mädels bald so gut verdienen werden, dass wir, einschließlich meines Ersparten, genügend Geld beisammenhaben, um uns ein Haus zu kaufen, in dem wir alle zusammen leben können.