Wie ich wohne

Wer wohnt wie? In der Kolumne geben BISS-Verkäuferinnen und -Verkäufer Einblicke in ihren Wohnalltag. Sie erzählen, wie sie früher gelebt haben, wie sie momentan wohnen und was sie sich für die Zukunft erhoffen.

Protokoll IRINI BAFAS

Die Ordentliche

Foto: Martin Fengel

„Ich bin sehr, sehr zufrieden mit meiner neuen Wohnung. Seit etwa einem Jahr wohne ich in Bogenhausen und ich finde gar keine Worte dafür, wie gut es mir jetzt geht. Das Gebäude ist ganz neu, alles hier funktioniert. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich WLAN! Die Wohnung ist 26 Quadratmeter groß und besteht aus nur einem Zimmer. Ich habe ein Bett, ein Sofa, einen Couchtisch, einen Fernseher, ein Regal und eine Küchenzeile mit einem richtig schönen Herd. Das Bad gehört mir allein, ich muss es mit niemandem teilen. Die Möbel waren schon da, als ich eingezogen bin, BISS hat sie besorgt. Ich bin in Bulgarien aufgewachsen. Dort habe ich mit meiner Familie in einem Haus gelebt, in dem es nichts gab. Kein warmes Wasser, keine Heizung, kein Bad, nicht mal eine Kanalisation. Früher habe ich als Schneiderin gearbeitet, aber leider hat das Geld trotzdem nicht gereicht. Also bin ich vor über 13 Jahren mit meinem Bruder und seiner Familie nach München gekommen. Fast zehn Jahre lang habe ich in einem Hotel geputzt und durfte dort auch eine Weile wohnen. Irgendwann hat mich der Chef rausgeschmissen, weil ich krank wurde und für längere Zeit ausgefallen bin. Das hier ist jetzt meine vierte Wohnung und mit Abstand die beste. Zwischendurch habe ich in einer Unterkunft gelebt, in der ich mir das Zimmer mit einer Frau teilen musste. Das war sehr unangenehm. Sie hat viel getrunken, ist ständig nachts aufgestanden, hat das Licht angemacht und ist mitten in der Nacht duschen gegangen. Mir ging es zu der Zeit total schlecht, ich war krank, hatte Asthma und Rückenprobleme. Danach zog ich in eine Wohnung, die mir das Jobcenter zugewiesen hatte. Das Zimmer war in Ordnung, aber ich musste mir das Bad und die Toilette mit anderen Bewohnern teilen, und es war oft kalt. Die Menschen dort waren krank und auch mir ging es noch nicht gut. Ich wollte weg und dort wohnen, wo ich meine Ruhe habe. Meine jetzige Wohnung hat mir BISS vermittelt. Nachdem ich fast ein Jahr lang Zeitschriften verkauft habe, kam der Chef zu mir und sagte: „So, ich habe eine Wohnung für Sie.“ Ich war so glücklich. Die Wohnung gehört der Wohnbaugenossenschaft Wogeno und kostet 370 Euro Miete. Sie ist perfekt für mich. Hier kann ich endlich in Ruhe auf dem Sofa sitzen und meinen Kaffee trinken, ohne dass mich jemand stört. Das Einrichten der Wohnung ging schnell, ich brauche nicht viel Kram. Vor Kurzem habe ich mir zwei Kissen mit Leoparden darauf gekauft und einen Teppich mit Glitzer. Ansonsten besitze ich vor allem praktische Dinge: eine schöne Teekanne und die dazu passenden Porzellantassen, die ich in einem Secondhand-Laden in der Nähe gefunden habe. Einen Toaster, einen Sandwichmaker und das Wichtigste: eine Kaffeemaschine. Das Sofa habe ich mit Blümchen-Bettwäsche verschönert. Ich bin ein sehr ordentlicher Mensch. Bei mir ist es immer aufgeräumt und ich liebe es, zu putzen. Das war schon immer so, egal wo und wie ich gelebt habe. Mein Bad ist immer sauber, und wenn ich Besuch bekomme, fällt den Leuten auf, wie gepflegt hier alles ist. Viele Menschen sagen mir, dass das die sauberste Wohnung sei, die sie je gesehen haben. Das ist für mich ein großes Kompliment.