EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
VON Zuheir Takiyan
An meinem Verkaufsort am Odeonsplatz gibt es ein Restaurant, in dem ein Kellner arbeitet, der mir immer mal wieder einen Kaffee ausgibt. So war es auch am 11. Oktober 2021. Ich saß draußen auf der Terrasse, trank einen Espresso und rauchte eine Zigarette. Als ich fertig war, wollte ich gleich mit dem Verkaufen starten und bot die BISS den anderen Gästen an. Da bekam ich plötzlich keine Luft mehr. Eine Kellnerin erkundigte sich, was mit mir los sei. Ich sagte nur: „Holen Sie bitte einen Krankenwagen!“ Das tat sie auch. Zehn Minuten später traf er ein. Ich konnte zuvor noch meinen Sohn erreichen, der rechtzeitig kam, um mit seinem Auto dem Rettungswagen ins Krankenhaus zu folgen. Dort wurde ich in die Notaufnahme gebracht. Nach den Untersuchungen erklärte mir ein Arzt, was mit mir los ist. Er war glücklicherweise Syrer, und ich konnte mich mit ihm auf Arabisch unterhalten. Ich hatte Wasser in der Lunge, und meine Herzklappe musste gegen eine künstliche ausgetauscht werden. Drei Wochen blieb ich im Krankenhaus. Davon musste ich die meiste Zeit im Bett verbringen. Am Leben hielt mich vor allem, dass ich mein Handy dabeihatte und mit meiner Familie und meinen Freunden telefonieren konnte. Auch gab es ein Besucherzimmer, wo ich meine Kinder und meine Frau sehen konnte. Seit der Operation habe ich zwei lange Narben auf der Brust, einen Längsschnitt und einen, der quer von einer Seite zur anderen verläuft. Die beiden Narben schmerzen mich noch immer. Auch muss ich auf dem Rücken schlafen, was mir als Seitenschläfer schwerfällt. Tagsüber trage ich eine Weste, nur nachts darf ich sie ausziehen. Mir wird dreimal täglich Blutdruck, Zucker und Fieber gemessen. Nach dem Krankenhausaufenthalt war ich noch auf Reha in Bernried am Starnberger See. Bis 15.30 Uhr hatte ich dort lauter Termine, entweder ich wurde untersucht oder ich bekam eine Massage, musste auf dem Fitnessrad trainieren und so weiter. Um anschließend die schöne Landschaft zu genießen, war das Wetter leider etwas zu kalt. Jeden Sonntag besuchten mich meine Frau und meine Kinder. Zwei katholische Geistliche aus dem Kloster kamen auch zu mir. Sie haben mit mir gebetet und mir die Kommunion verabreicht. Herr und Frau Denninger waren ebenso da. Vielen Dank an dieser Stelle für das Geschenk von Frau Lohr, das sie mitbrachten. Es rührt mich, dass viele andere über Facebook von meiner Operation gehört und für mich gebetet haben. Bei meinen Kunden und Kundinnen entschuldige ich mich, dass ich eine Zeitlang nicht für sie da sein konnte.