Was macht eine Stadt aus? Die Menschen!

Karin Lohr, Foto: Volker Derlath

Vielleicht haben Sie dieses Mal, als Sie die BISS gekauft haben, ein bisschen gestutzt beim Blick auf das Titelbild. Zu sehen ist eine besondere Collage, zusammengesetzt aus Fotos von vier Verkäufern und zwei Verkäuferinnen, die am 29. Juni auf dem Königsplatz bei einem Theater-Großereignis über einen 60 Meter langen Laufsteg gegangen sind: Sanda Boca, Marioara Lacatus, Tibor Adamec, Zuheir Takiyan, Ion Plesa und unser Stadtführer Wolfgang Räuschl (von links nach rechts). „What Is the City but the People?“ fragten die Münchner Kammerspiele und als Antwort darauf zeigten sich an dem Abend auf der Bühne 150 ganz unterschiedliche Menschen der Stadt: Ex-Operndiven, Tierpräparatoren, Managerinnen, Arbeitssuchende, Braumeister, Dragqueens, Eisbachsurfer, Obststandbetreiber, Großfamilien, Architekten und natürlich wir BISSler. Eigentlich hätte die Veranstaltung schon zu Beginn der neuen Theaterspielzeit im Herbst 2020 stattfinden sollen, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.
Der zweite Versuch, im Juni, stand zunächst ebenfalls unter keinem guten Stern, denn als wir uns zur verabredeten Zeit am Königsplatz trafen, mussten Herr Adamec und ich uns vor einem Unwetter mit sintflutartigem Regen in der U-Bahn-Station in Sicherheit bringen. Einige BISS-Verkäufer stellten sich zusammen mit vielen anderen in der Säulenhalle der Staatlichen Antikensammlung unter. Danach aber kam es, wie von den Veranstaltern vorhergesagt: Der Regen stoppte und der Himmel klarte auf. Team BISS hatte natürlich auch ein wenig Lampenfieber, aber vor allem fanden es die Beteiligten spannend und waren enorm stolz, die Straßenzeitung repräsentieren zu können. Ich war wieder einmal beeindruckt, wie zuverlässig und pünktlich sich unsere Leute an Absprachen gehalten haben und wie unkompliziert sie mit anderen Leuten ins Gespräch gekommen sind. Wir alle haben bei dieser Veranstaltung gespürt, was in den Monaten der Pandemie so kaum mehr stattgefunden hat: entspannter Umgang mit fremden Menschen, die eben nicht in erster Linie eine Infektionsquelle mit Ansteckungsgefahr sind, sondern die, wie man selbst, gute Gründe und alle Rechte haben, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten. Und dass man trotz mehr oder weniger augenscheinlicher Unterschiede freundlich und wohlwollend miteinander umgehen muss, gerade wenn es, wie in einer Großstadt wie München, oft eng zugeht. Wenn das Anderssein als Bereicherung und nicht als Bedrohung erlebt wird, ist der größte Schritt zu einem sozialen Miteinander schon getan.

Herzlichst


Karin Lohr, Geschäftsführerin