Was bleibt…

Karin Lohr, Foto: Volker Derlath

Was mir von diesem Jahr 2022 besonders in Erinnerung bleibt, ist einmal Olga, die an einem heißen Julitag bei uns im Büro stand. Olga war vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet und durch Vermittlung eines russischsprachigen Verkäufers bei uns gelandet. Wieder einmal hat sich unser Haus in Hohenschäftlarn als absoluter Glücksfall erwiesen, denn dort konnten wir Olga unterbringen. Die erforderlichen Behördengänge hat Olga inzwischen bewältigt und Arbeit in einem Hotel gefunden. Sie lernt jetzt Deutsch und antwortet „gut“, wenn man sie fragt, wie es ihr geht: „xорошо“ auf Russisch, ausgesprochen „khorosho“, das haben wir von ihr gelernt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine liegt wie ein dunkler Schatten über diesem Jahr. Millionen Menschen wurden von heute auf morgen aus ihrer Heimat und ihrem normalen Leben vertrieben und suchen Zuflucht, was für ein großes Leid. Besonders war dieses Jahr auch, weil gleich drei unserer langjährigen Verkäufer verstorben sind: Peter Schratz, Anton Gürtler und Edelfried Fili. Keiner von ihnen ist sehr alt geworden, was auch ihrem früheren Leben auf der Straße geschuldet ist. Mich tröstet, dass es für alle drei Verstorbenen eine würdevolle Bestattung, davon für Peter Schratz und Anton Gürtler im BISSGrab am Ostfriedhof, gab und sie am Ende ihres Lebens keine materielle Not leiden mussten. Sie hatten wieder in ihrer eigenen Wohnung gelebt und als BISS-Verkäufer treue und wohlwollende Stammkunden, denen an ihrem Wohlergehen lag, immerhin! In den persönlichen Begegnungen mit hilfesuchenden Menschen wird man nicht nur daran erinnert, dass es nicht selbstverständlich ist, ein gutes Leben führen zu können. Für die Helfenden ist es auch ein großes Geschenk, jemandem in einer Krise beistehen und seine Not lindern zu können. Mit unserer Arbeit sind wir nicht darauf beschränkt, das zu kommentieren, was andere tun oder lassen, sondern wir können konkret die Welt zum Besseren bewegen.
BISS hat armen Menschen wieder zu bezahlbarem Wohnraum, Möbeln, Medikamenten, Büchern, Haushaltsgeräten, medizinischen Behandlungen, Fahrkarten, Zahnersatz, Lebensmitteln und vielem mehr verholfen. Ich danke allen von Herzen, die dazu beigetragen haben: unserer Leserschaft, den Spendern, Patinnen und Paten, den Ehrenamtlichen, dem Innendienst, der Abtei St. Bonifaz mit dem Pfortenteam. Und vor allem danke ich unseren 100 BISS-Verkäuferinnen und -Verkäufern, die mutig den Schritt in eine bessere Zukunft wagen. Ihnen allen wünsche ich eine schöne Adventszeit und frohe Weihnachten.

Herzlichst

Karin Lohr, Geschäftsführerin