EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
von Wolfgang Räuschl
Im August fuhr ich zum zweiten Mal nach Verona, um mir ein einzigartiges Erlebnis zu gönnen. Wie im Vorjahr, heuer aber für zwei Tage, fuhr ich mit einem Münchner Busunternehmen über den Brenner, um eines der Meisterwerke von Giuseppe Verdi zu sehen: die Oper „Aida“. Die Eindrücke vom Vorjahr waren so schön, dass ich es dieses Jahr noch einmal erleben musste. Die Mischung zwischen Romantik, Atmosphäre, Kulisse und das Flair einer italienischen Sommernacht machen das Erlebnis aus. Am Nachmittag, an einem der heißesten Tage des Sommers, bezogen wir Quartier an der Piazza Signori. Dann ging ich durch die kleinen Gassen, Plätze und Lauben spazieren, und in einem Café an der Piazza Bra genoss ich den imposanten Ausblick auf die 22.000 Menschen fassende und aus dem ersten Jahrhundert nach Christus stammende Arena di Verona. Am späten Abend war es immer noch 30 Grad heiß, aber dann war es endlich so weit: Es begann ein dreistündiges Opernspektakel. In der Pause begann ich ein Gespräch mit einer italienischen Familie, und die gab mir ein paar Tipps, was man alles so braucht, um einen schönen Opernabend zu genießen: Mit Kissen, Decken und riesigen Brotzeitkörben hatten sie es sich gemütlich gemacht, dazu noch drei bis vier Flaschen Rotwein. Ich erklärte ihnen, dass das in München in der Oper nicht üblich sei, höchstens im Biergarten. Ich musste lachen bei dem Gedanken, Brotzeit mitzunehmen in den Münchner Gasteig oder zu den Salzburger Festspielen. Weit nach Mitternacht ging ich in mein Hotel, und trotz meiner Müdigkeit gelang es mir erst sehr spät einzuschlafen. Ich hatte noch immer die Bilder im Kopf von einer grandiosen Aufführung. Am nächsten Morgen, nach einer Stadtführung und einem kleinen Stopp am Brenner, ging es wieder nach Hause. In Gedanken an die Eindrücke und die guten Ratschläge der Leute setzte ich mir ein Ziel für nächstes Jahr: Ich möchte wieder nach Verona fahren und wieder ein Meisterwerk Verdis sehen. Und egal, wie das Wetter wird, ich bin auf alle Fälle dabei, in der schönsten Oper der Welt.