von Ercan Uzun
EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
Diesmal habe ich ziemlich viel zu berichten. Ich und meine Familie haben einige schwierige Monate hinter uns. Im Sommer gingen hintereinander Spülmaschine, Gefrierschrank und Trockner kaputt, und das kurz vor dem Urlaub und teilweise nach der Gewährleistungsfrist. Als ob das nicht genug wäre, kam noch ein Uralt-Gläubiger mit einer Forderung auf uns zu. Im September kam unser jüngster Sohn dann in die vierte Klasse. Er tut sich schwer, auch mit der Frage, ob er nach der Grundschule eine weiterführende Schule besuchen kann oder nicht. Auch beim zweitältesten Sohn wird sich dieses Jahr entscheiden, ob er die Wirtschaftsschule erfolgreich absolvieren kann. Vermutlich wird er danach die Fachoberschule besuchen. Leider schaut es beim Ältesten nicht so toll aus, ihm wurde von der Lehrstelle gekündigt, weil er die Berufsschulbesuche teilweise versäumt hat. Er will sich im September um einen neuen Anlauf in puncto Ausbildung bemühen. Nur meine Tochter geht weiter zielstrebig ihren Weg in der 9. Klasse zum Qualifizierten Hauptschulabschluss hin, hat aber noch keine konkrete Vorstellung, wie es danach weitergehen soll. Nebenbei kann man erwähnen, dass sie Schülersprecherin von drei benachbarten Mittelschulen ist. Nach einem Unfall bei uns zu Hause wurde meine Frau an der Achillessehne operiert und fiel für uns zwei Monate aus, sie konnte nicht kochen, waschen, bügeln und sich kaum bewegen. Für uns als Familie war das eine Prüfung. Jeder musste seinen Beitrag leisten, am meisten litt meine Tochter unter ihrem Ausfall, sie musste viele Aufgaben ihrer Mutter übernehmen. Dass meine Frau über einen längeren Zeitraum ausfiel, kannten wir nicht, davor hatte ich immer Angst. Meine psychischen Störungen sind nach wie vor vorhanden, Stimmungsschwankungen, Panikattacken, Angstzustände halten weiterhin an. So bin ich auch jedes Mal nervös vor der Schreibwerkstatt – und wenn ich den Text abgegeben habe, fällt mir ein Stein vom Herzen. Im Übrigen hatte ich einen einwöchigen Krankenhausaufenthalt wegen Thrombose – und Thrombose vergeht eben nicht von einer Woche auf die andere. Ich muss Blutverdünner nehmen und sollte das Rauchen einstellen. Was mir leider nicht gelingt. Erfreulich ist, dass ich in diesem Monat meine zehn Jahre in der Festanstellung zu jubilieren habe. BISS hat mich in vielen Lebenslagen, in guten wie in schlechteren Zeiten, stets begleitet. Es war schon die zweite Chance von der BISS aus. Anfänglich wurde meine zweite Festanstellung etwas skeptisch betrachtet, aber mit der Zeit, denke ich, wuchs die Zufriedenheit über meine Tätigkeit, und ich kann eher optimistisch in die Zukunft blicken. Auch wenn die Zukunft mit vielen Herausforderungen aufwarten wird. Vielleicht mit noch größeren als denen, die wir bisher hatten.