EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
von Tibor Adamec
Wenn ich zur Arbeit aufbreche, habe ich einen Handkoffer. In den passen gut 30 BISS-Magazine und was ich so tagsüber brauche. Er wiegt ungefähr acht bis neun Kilogramm. Jetzt könnte ich mir ein Rollwägelchen besorgen, den Koffer draufschnallen und mir so den Weg zum Marienplatz bequemer machen. Das tue ich nicht, ich trage den Koffer. Als Sportler weiß ich, wie wichtig es ist, dass man den Körper belastet und die Muskeln trainiert. Die Muskulatur baut sonst schneller ab, als man sie durch Training wieder aufbauen kann. Ich bin als junger Mann im Winter beim Militär bei minus zehn Grad 3.000 Meter gelaufen, habe dann Lockerungsübungen gemacht, bin reingegangen, habe mich geduscht, bin zum Essen und dann zum Dienst. Als ich noch jünger war, bin ich immer in Solln gelaufen, ohne Hemd und Unterhemd bei Temperaturen bis minus 17 Grad. Einmal hat mich die Polizei angehalten, die haben geglaubt, ich wäre betrunken, dabei habe ich nie Alkohol angerührt. Wenn man bei so tiefen Temperaturen läuft, friert man nicht, nur wenn man stehen bleibt. Der Körper produziert beim Laufen genug Wärme. Ich bin jetzt 87 Jahre und war noch nie krankgeschrieben. Man muss der Krankheit davonlaufen, wenn du stehen bleibst, dann holt sie dich ein.