Gesundheit ist ein Menschenrecht!

In Deutschland muss jeder Mensch eine Krankenversicherung haben. Das ist seit dem Jahr 2009 eine gesetzliche Pflicht. Aber mehr als eine halbe Million Menschen haben keine vollständige Krankenversicherung. Diese Menschen können nur hoffen, dass sie nicht schwer krank werden. Denn sie werden ohne Krankenversicherung beim Arzt oder im Krankenhaus meist nicht behandelt.
open.med ist eine medizinische Beratungs- und Behandlungsstelle. Sie hilft Menschen ohne Krankenversicherung. Die Hilfsorganisation „Ärzte der Welt hat sie im Jahr 2006 gegründet. open.med bedeutet so viel wie “offene Medizin“. open.med gibt es bisher in München, Stuttgart, Magdeburg, Hamburg und Berlin. In München bekommt open.med Geld von der Stadt, von Stiftungen und von privaten Spendern.
In München ist die Behandlungspraxis von open.med in der Dachauer Straße 161. Es gibt feste Sprechstunden. Und es gibt zwei Behandlungsbusse an verschiedenen Standorten. ( Alle Infos ganz unten).
open.med behandelt alle Menschen ohne Krankenversicherung,
egal ob aus Deutschland oder aus einem anderen Land.
Viele Menschen ohne Krankenversicherung haben keine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland.
Oder sie kommen aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Zum Beispiel aus Rumänien oder Bulgarien. Vielen wurde gesagt, dass sie hier gutes Geld verdienen können. Viele träumen von einem besseren Leben. Sie arbeiten meist viel und hart. Aber die Arbeitgeber zahlen oft keine Sozialversicherungsbeiträge. Deshalb haben die Arbeiter*innen keine Krankenversicherung.
Es gibt immer öfter auch Deutsche ohne Krankenversicherung. Zum Beispiel Rentner*innen oder Selbstständige, die sich die Kassenbeiträge nicht mehr leisten können. Die meisten Patient*innen bei open.med sind wohnungslos.
Oft schämen sich die Menschen. Dabei kann es jeden treffen!
Im Jahr 2023 hat sich open.med um 974 Menschen in München gekümmert. Darunter waren 112 Schwangere und 109 Kinder. Wenn die Eltern nicht versichert sind, dann sind die Kinder auch nicht versichert. In den letzten Jahren sind es immer mehr Menschen geworden, die Hilfe brauchen. Annemarie Weber leitet open.med in München. Sie sagt: „Für viele Menschen ist open.med die letzte Hoffnung und letzte Chance. Viele Patienten können kaum Deutsch sprechen. Und sie trauen sich nicht, eine Arzt-Praxis zu besuchen. Viele sind schon sehr lange schwer krank. Sie leiden so lange, bis sie es nicht mehr ertragen. Erst dann suchen sie sich Hilfe.“ Wie zum Beispiel der Rumäne Ion Stanciu. Er ist vor 4 Jahren nach Deutschland gekommen. Er hat hier viel und schwer gearbeitet, für wenig Geld. Sein Arbeitgeber hatte ihm keinen Arbeitsvertrag gegeben und keine Sozialversicherungsbeiträge bezahlt. Dann gab es keine Arbeit mehr. Ion Stanciu landete auf der Straße. Er hatte einen Herzinfarkt und bekam Krebs. Jetzt kümmert sich open.med um ihn.
Viele Patient*innen freuen sich auch, dass sie bei open.med mit Menschen in ihrer Muttersprache sprechen können. Dazu gibt es am Behandlungsbus oft auch einen heißen Tee gegen die Kälte.
Bei open.med gibt es 40 Dolmetscher*innen. Sie übersetzen in viele Sprachen. Zum Beispiel: Türkisch, Bulgarisch, Rumänisch. Es gibt 30 Ärzt*innen und 30 Medizin-Student*innen. Alle arbeiten ehrenamtlich, das heißt ohne festen Lohn. Es gibt nur 4 festangestellte Mitarbeitende. Sie planen alles, und sie kümmern sich um alles. 3 Apotheken und etwa 35 Arzt-Praxen in und um München arbeiten mit open.med zusammen.
Die Menschen werden bei open.med medizinisch behandelt. Sie bekommen nötige Impfungen und Vorsorge-Untersuchungen. Aber es geht auch darum, dass sie eine Krankenversicherung bekommen. Annemarie Weber von open.med sagt: „Die meisten kennen sich mit ihren Rechten nicht aus. Viele verstehen das deutsche Gesundheitssystem nicht. Und sie haben Probleme mit der deutschen Sprache. Die Briefe der Behörden und Versicherungen sind zu schwierig. Viele haben hohe Beitragsschulden, denn sie wissen oft gar nicht: Sie müssen auch zahlen, obwohl sie seit Jahren nicht mehr zum Arzt gehen.“
open.med spricht mit den Versicherungen darüber, wie man die Schulden zahlen kann.
Im Jahr 2023 haben 126 Menschen wieder eine Krankenversicherung bekommen. Sie können jetzt wieder in jede Arzt-Praxis gehen.
Kristina Huber ist eine der Ärztinnen bei open.med. Sie sagt: „Man kann den Menschen die Würde zurückgeben, indem man sich um sie kümmert. Es hört ihnen mal jemand zu. Das tut auch einem selbst richtig gut. Gerade im reichen München muss man manchmal genauer hinschauen, damit man diese Menschen sieht und unterstützt.“
Kontakt zu open.med:
Telefon: 089 – 452 07 658
Oder: 0177 – 511 69 65
Internet: hier einfach anklicken!
Man braucht sich nicht anzumelden.
Man kann anonym bleiben.
Das bedeutet: Man muss seinen Namen nicht sagen.
Es ist kostenlos.
In den Sprechstunden sind Dolmetscher*innen dort.
Sie übersetzen in viele Sprachen. Zum Beispiel: Englisch, Türkisch, Bulgarisch, Rumänisch.
Sprechstunden in der Dachauer Straße 161:
Jeden Dienstag: 16 bis 21 Uhr
Jeden Freitag: 10 bis 13 Uhr
Sprechstunde bei Kinder-Ärzt*innen:
1. und 3. Mittwoch im Monat: 17 bis 18 Uhr.
Sprechstunde bei Frauen-Ärzt*innen:
2. und 4. Donnerstag im Monat: 9 bis12 Uhr.
Behandlungsbus
beim Übernachtungsschutz in der Lotte-Branz-Straße:
im Winter: jeden Montag: 18 Uhr bis 21 Uhr
im Sommer: jeden Montag: 19 bis 22 Uhr.
Original-Text von Benjamin Emonts
Zusammenfassung der wichtigsten Infos in Einfacher Sprache von Verena Reinhard, www.einfachverstehen.de
Fotos von Katharina Reichsvilser