
Manches hat sich in den vergangenen Wochen bei BISS weiter normalisiert. So können wir uns nach der Pandemiepause wieder regelmäßig und entspannt zur monatlichen Verkäuferversammlung mit gemeinsamem Frühstück im großen Saal von St. Bonifaz treffen. Diese Begegnungen sind sehr wichtig, denn dabei werden aktuelle Informationen ausgetauscht und stellen sich neue Verkäuferinnen und Verkäufer vor. Beim letzten Mal war das Herr M., der manchmal am Marienplatz verkauft. Noch spricht er sehr wenig Deutsch, das wird sich aber bald ändern, denn er besucht den wöchentlichen Sprachkurs, und so wach und interessiert, wie Herr M. ist, wird er jede Gelegenheit nutzen, das Erlernte mit seinen Kunden zu üben. Außerdem wird bei den Treffen die jeweils neue Ausgabe der BISS mit allen Artikeln ausführlich vorgestellt, insbesondere die Beiträge der Schreibwerkstatt und ihre anwesenden Autorinnen und Autoren. Beim vorigen Heft haben wir uns alle total gefreut, dass der Verkauf stabil läuft und wir in diesem Monat sogar komplett ausverkauft waren!
Die Nachfrage nach den BISS-Stadtführungen läuft ebenfalls wieder rund. Immer dienstags und donnerstags zeigen unsere Verkäufer „die andere Seite der Stadt“, Treffpunkt ist das BISS-Büro in der Metzstraße, das Wohnungsamt oder am Bahnhof. Auch wenn die Führungen vorerst nur in den Außenbereichen stattfinden, können Interessierte viel über die Arbeit von sozialen Organisationen erfahren. Eine davon ist die Bahnhofsmission München, die im April ihr 125-jähriges Jubiläum feierte. Hilfe leisten in Situationen, in denen das Leben aus der Spur gerät – das tun in unserer Stadt soziale Einrichtungen und viele Bürgerinnen und Bürger. Wie würde es in München zugehen, wenn das nicht der Fall wäre?
Vom Wohnungsmarkt gibt es leider nur Schlimmes zu berichten. Sozial benachteiligte Menschen – Obdachlose, Arme, Gering- und Alleinverdiener – finden aus eigener Kraft keinen Zugang zu ordentlichem und bezahlbarem Wohnraum. Eine Mitarbeiterin, die für ukrainische Kriegsflüchtlinge eine Wohnung sucht, hat von einer 2-Zimmer-Wohnung berichtet: Mansarde, 1000 Euro kalt, zuzüglich 2000 Euro Maklergebühren und drei Monatsmieten im Voraus. „Und das waren nicht mal 40 Quadratmeter wie ausgeschrieben“, meinte sie, als sie schweren Herzens absagte, weil die Familie nun weitersuchen muss. Wohnen ist ein Grundrecht, das darf nicht dem Markt überlassen bleiben, der längst aus der Spur geraten ist. Wenn das auch die FDP-Fraktion eingesehen hat, wird sie der überfälligen Neuregelung des Vorkaufsrechts von Städten und Gemeinden zustimmen.
Herzlichst

Karin Lohr, Geschäftsführerin