Die Einbürgerung von Tibor Adamec
Tibor Adamec ist ein BISSler der ersten Stunde. Er ist einer der ersten drei Verkäufer, die schon 1998 fest angestellt wurden. Seitdem verkauft er die Straßenzeitung an seinem Verkaufsplatz am Marienplatz im Zwischengeschoss, stets freundlich und gut gekleidet, zur Freude seiner vielen Stammkunden, die ihn sofort vermissen, wenn er einmal nicht zur gewohnten Zeit am späteren Vormittag erscheint. Tibor Adamec ist mit sich im Reinen.
Text KARIN LOHR

Fleißig und diszipliniert hat er sich ein gutes Leben aufbauen können. Es gab eigentlich nur einen Punkt, der ihm Verdruss bereitete: Er war staatenlos. Ein erster Versuch, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen, hat vor vielen Jahren nicht gleich geklappt. Damals war Herr Adamec auch ein bisschen gekränkt, weil er den Eindruck hatte, dass Deutschland ihn nicht als neuen Bürger haben wollte. Der zweite Anlauf, begleitet von unserer Werkstudentin Rita Rostschupkin, lief besser und so kam endlich der langersehnte Tag, an dem Herrn Adamec die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen wurde. Das Kreisverwaltungsreferat in der Ruppertstraße ist ein eher schmuckloser Ort, aber Tibor Adamec hat der Behörde an diesem für ihn besonderen Tag Glamour verliehen: Er war wie aus dem Ei gepellt, makellose weiße Jeans, weißes Hemd, schwarz-weiß gemustertes Sakko und Krawatte, mutig im Mustermix und natürlich mit Hut! Fast hätte ihn der Pfortendienst zum Standesamt geschickt, als er sich mit dem Strauß roter und weißer Pfingstrosen nach der angegebenen Zimmernummer erkundigte. Dort lief alles reibungslos, Herr Adamec unterschrieb, nahm die Urkunde in Empfang und am Ende strahlten alle Anwesenden vor Freude und Erleichterung.
Natürlich hat Herr Adamec Pläne: Erst einmal will er verreisen, dazu braucht er einen Reisepass, den hat er gleich zwei Tage später beantragt. „Einmal wollte ich nach Dubai, da haben sie mich nicht reingelassen“, das könnte ihm jetzt nicht mehr passieren. BISS-Leser Reinhold H. mailte: „Ich wünsche Herrn Adamec noch eine sehr lange Reihe von sehr guten Jahren in München“ – danach sieht es aus!