EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
Von Zuheir Takiyan
Im Irak gibt es eine Verwaltung, die Macht hat. Sie entscheidet über alles. Wer Arbeit kriegt, wer verschwindet. Besonders schlimm ist der Außenminister, er ist wie ein Diktator. Ein Mann und seine Frau haben eine Villa. Die möchten sie verkaufen. Der Außenminister schickt zwei Männer, um zu fragen, was sie kostet. Der Besitzer sagt: zwölf Millionen Dinar. Die zwei Männer gehen zum Diktator und sagen, er möchte zwölf Millionen. Der sagt: Sagt ihm, ich gebe zwei Millionen. Und ich gebe kein Geld, sondern eine meiner Wohnungen, die zwei Millionen wert ist. Die zwei Männer gehen zum Verkäufer zurück und sagen: Unser Chef hat gesagt, du bekommst zwei Millionen. Der sagt: Warum zwei, ich möchte zwölf? Sie antworten: Aber vor vielen Jahren hast du dieses alte Haus billig gekauft. Er gibt dir eine Wohnung für zwei Millionen, hier ist der Vertrag, fertig. Die Frau des Verkäufers redet gern und viel und beschwert sich: So geht das nicht, zwei statt zwölf Millionen! Die zwei Männer des Diktators sagen: Red nicht so viel. Schließlich unterschreibt der Verkäufer. Kurz danach stirbt er an einem Herzinfarkt. Der Diktator sagt der Frau: Du hast eine Woche, dann muss die Wohnung leer sein. Die Männer gehen wieder zum Diktator. Der fragt: Was habt ihr noch? Die Männer antworten: Wir haben einen Gärtner mit einem großen Obstgarten. Der Diktator sagt: Geht ihn fragen, was der Obstgarten kostet. Die zwei Männer fragen ihn. Der sagt: 20 Millionen Dinar. Der Diktator sagt: Wir geben ihm nur fünf Millionen. Der Gärtner sagt: Das ist Unterdrückung. Das geht so nicht. Die Männer sagen: Unterschreib! Raus hier, fertig, wir haben das gekauft. Einmal kommt eine Frau. Die beiden Männer sagen zum Diktator: Diese Frau kommt jeden Tag 20-mal und möchte mit dir sprechen. Der Diktator sagt: Okay. Er fragt: Frau, was möchtest du? Sie sagt: Bitte, ich küsse Ihre Füße, Ihre Hand. Der Diktator sagt: Beruhig dich. Und lässt einen Saft bringen für die Dame. Er fragt sie: Was ist los, was hast du? Sie antwortet dem Diktator: Mein Herr, Sie halten meinen Bruder seit fünf Jahren im Gefängnis, ich habe ihn so lange nicht gesehen und möchte ihn nur sehen. Der Diktator sagt: Okay, ich mache das, aber ich möchte dich heiraten. Sie antwortet: Das geht nicht, Sie sind reich, ich bin arm. Er sagt: Das ist kein Problem, ich bin 30 Jahre, du bist 22 Jahre, du bist arm, aber eine hübsche Frau. Die Frau fragt: Wenn ich Sie heirate, befreien Sie meinen Bruder aus dem Gefängnis? Der Diktator sagt: Ja. Er macht einen Ehevertrag: Für den Fall einer Trennung zahle ich eine Million Dinar. Die beiden leben nur einen Tag zusammen. Er bringt die Frau in seine Wohnung. Am zweiten Tag findet sie bei ihm Unterlagen, dass ihr Bruder schon vor einem Jahr gestorben ist. Sie fragt: Warum hast du mir das nicht gesagt? Ich möchte die Scheidung. Der Diktator sagt seinen Mitarbeitern: Diese Papiere sind ungültig. Ich bezahle 100 Dinar statt einer Million. Das geht, ich bin hier der Chef. Aber dann wird er als Außenminister gefeuert. Er besitzt noch Hotels, Restaurants und Firmen, aber hat keinen Einfluss mehr. Alle, mit denen er befreundet war, brechen den Kontakt zu ihm ab. Er hat zwei Töchter. Sie sprechen mit dem Vater: Warum hast du immer Stress, bist alleine? Warum schreibst du nicht auf, was du gemacht hast – wenn du stirbst, können die Menschen deine Memoiren lesen? Und so schreibt er, jeden Tag, alleine. Er schreibt: Weil ich viel Geld habe, haben Menschen mich geliebt, für mein Geld. Auch meine Töchter lieben mich nur wegen meines Geldes. Dann stellt er eines Tages fest: Ich habe vielen Menschen schlimme Dinge angetan. Mein Gott. Es tut mir leid. Die Tochter sagt: Kannst du den Menschen nicht das Geld zurückgeben? Und kannst du nicht zur Kirche gehen, deine Sünden gestehen und Geld für arme Menschen spenden? Dann wirst du glücklich. Der Diktator geht zur Mafia. Und sagt: Ich gebe euch zwei Millionen Dollar, damit ihr mich erschießt, wenn ich im Garten sitze. Ich möchte dieses Leben nicht leben. Er macht einen Tag aus, an dem er im Garten sitzt, um erschossen zu werden, weil er sterben möchte. Die Mafia sagt zu. Im folgenden Monat ist der Mann glücklich, er geht in die Kirche, spendet und gibt Geld. Er geht zur Mafia. Er sagt: Bitte, die zwei Millionen könnt ihr behalten, für mich hat sich der Vertrag erledigt. Aber der Mafiaboss stirbt direkt nach dem Gespräch. Also weiß niemand, dass der Mann leben wollte. Und so sitzt der Diktator an einem schönen Nachmittag im Garten, lacht. Der Mafiamann schießt. Der Diktator ist tot. Es heißt eben: Wie du mir, so ich dir.