
Seit dem ersten Mai gibt es das Deutschland-Ticket, mit dem man bundesweit im Nah- und Regionalverkehr für 49 Euro monatlich Bahn fahren kann. Natürlich sollten die BISS-Verkäuferinnen und -Verkäufer ebenfalls die Möglichkeiten dieses Tickets nutzen können. Bisher hatten wir Abos des MVV für IsarCards, die jeden Monat an die Verkäufer ausgegeben wurden. Das verhindert Schwarzfahren und macht mobil. Bei der Umstellung merkten wir schnell, dass der Teufel im Detail steckt, und zwar der böse Ungerechtigkeits-Teufel, der für sozial benachteiligte Menschen zusätzliche Hürden schafft. Ich meine nicht so sehr die vom Gesetzgeber erwünschte digitale Abwicklung, denn das Ticket kann man auch persönlich am Schalter bestellen, die Chipkarte wird einem dann zugeschickt. Das können Menschen mit Bildung und Geld aus der Mitte der Gesellschaft, egal welchen Alters. Wer jedoch kein Bankkonto hat oder wessen Konto gesperrt ist, der hat keinen Zugang. Unter armen und insbesondere obdachlosen Menschen sind das gar nicht so wenige. Eine weitere Hürde ist, dass das Deutschland-Ticket nur als Abonnement abgeschlossen werden kann. Wer aber knapp mit Geld ist, rechnet immer und überall mit jedem Euro, auch beim Kauf einer Fahrkarte für 49 Euro, die sicher an anderer Stelle eingespart werden müssen. Und überhaupt, wie soll sich jemand ohne Wohnung, abgekürzt „ofW“ – ohne festen Wohnsitz –, die Chipkarte zuschicken lassen? Wir BISSler konnten bisher alle Fragen klären und danken ausdrücklich den Münchner Verkehrsbetrieben, die uns sehr geholfen haben. Aber beim Deutschland-Ticket muss dringend und schnell nachgebessert werden, sodass es monatlich mit Bargeld am Automaten erworben werden kann. Seinen Namen könnte der Reisende handschriftlich eintragen, wie bisher schon beim Bayernticket. Man stelle sich vor, für die Nutzung eines Pkw-Parkplatzes in der Münchner Innenstadt existierte eine vergleichbare Vorgehensweise – alles nur digital und als Abonnement, das gäbe einen schönen Aufstand. Der Spruch „Ich bin Fußgänger, Rad- und Bahnfahrer und hätte auch gerne einmal einen Verkehrsminister“ gilt auch für sozial benachteiligte Menschen. Dass sie genauso zu Deutschland gehören wie alle anderen, muss man auch bei den Angeboten des Öffentlichen Verkehrs berücksichtigen.
Eine gute Reise,
wohin auch immer,
wünscht Ihnen

Karin Lohr, Geschäftsführerin