
Eigentlich kann ich mir so gar nicht vorstellen, wie eine digitale Version des BISS-Verkaufs aussehen könnte. Sollte man dafür unser Magazin bestellen können, es dann als sogenanntes E-Paper übermittelt bekommen, um es anschließend am Bildschirm zu lesen? Aber wo blieben dann unsere über 100 Verkäuferinnen und Verkäufer, davon 55 fest angestellte? Oder könnte man diese für zu Hause mit Notebooks und Headsets ausstatten, damit ihre Kunden online, beispielsweise vom Homeoffice aus, in einem Zoom-Meeting das Magazin direkt ordern können? Oder wäre es sogar denkbar, dass die BISSler mit E-Bikes und Rucksäcken durch die Stadt flitzen und online bestellte Exemplare ausliefern?
Klingt alles eher absurd und kann so gar nicht überzeugen. Vor allem geht es bei BISS ja um die vielen persönlichen Begegnungen, die arme und (ehemals) obdachlose Menschen wieder an die Gesellschaft heranführen. Durch jedes verkaufte Exemplar entsteht doch viel mehr als der Erlös für den Verkäufer: ein freundliches Lächeln, ein gut gelaunter Gruß und eben ganz oft ein von wohlwollendem Interesse geprägtes Gespräch. Von diesem Kontakt haben beide etwas, denn auch die Kunden können sich darüber freuen, dass sie für einen anderen Menschen Gutes tun. Manche dieser Begegnungen entwickeln sich ganz anders als erwartet, wie wir von Herrn S. aus dem Rheinland per E-Mail erfahren haben:
„Am 4.1.2022 wurde ich gegen 9.00 Uhr (…) von einem Verkäufer Ihres Magazins angesprochen. Der Herr war sehr freundlich. Umso bedauerlicher war, dass ich ihm nur 2 Euro geben konnte. Er war so nett, dass er mich nicht ohne ein Exemplar des Magazins gehen ließ, obwohl ich das in diesem Moment gar nicht vollständig bezahlen konnte. Gerne möchte ich dem Herrn, dessen Verkäufernummer ich nicht behalten habe, nochmals meinen ausdrücklichen Dank und meine besten Wünsche für die Zukunft ausrichten. Bitte geben Sie meine Grüße weiter (…).“ Das haben wir natürlich gern getan, nachdem wir unseren Verkäufer ausfindig gemacht hatten. Es sind doch diese lebendigen Begegnungen, auf die es ankommt! Auch wenn es im Moment in der Münchner Innenstadt noch nicht so zugeht wie in früheren Zeiten, wird sich das auch wieder ändern. Die Menschen werden froh sein, wieder öfter mit einem guten Gefühl außer Haus gehen zu können. Wir BISSler sind schon da und freuen uns auf die, die kommen.
Ich wünsche Ihnen schöne Frühlingstage!
Herzlichst

Karin Lohr, Geschäftsführerin