
Im September wurde der Dokumentarfilm „BISS und die Angst vorm Fliegen“ nach längerer Pause wieder vor Publikum gezeigt. Der Filmemacher Wolfgang Ettlich hatte von 2015 bis 2017 drei BISS-Verkäufer und eine BISS-Verkäuferin durch Höhen und Tiefen ihres Alltags mit der Kamera begleitet. Eigentlich war es an diesem Abend für eine Freiluftaufführung schon ein bisschen zu kalt, mit einem heißen Tee, einer Portion der stadtbekannten hausgemachten Pommes und einer Decke um die Beine ließ es sich jedoch gut aushalten. Die Protagonistin des Films, BISS-Verkäuferin Andrea Schönle, war ebenfalls anwesend. Sie freute sich über das große Interesse und die Gespräche mit den Zuschauern.
Auf dem Weg zur U-Bahn haben wir uns dann darüber unterhalten, was schon während des Films aufgefallen war: Obwohl die Dreharbeiten erst ein paar Jahre zurückliegen, sind doch einige der BISS-Verkäufer, die im Film beim Betriebsausflug oder der Weihnachtsfeier dabei sind, nicht mehr am Leben. So wie Francesco Silvestri und Ercan Uzun, die beide viele Jahre am Sendlinger-Tor-Platz ihren festen Platz hatten. Auch der freundliche Aladin Zimmermann, zu sehen gut gelaunt bei einem Ausflug ins Altmühltal, ist völlig überraschend und viel zu jung gestorben. Oder der gewitzte Florin Dima, ein rumänischer Verkäufer, der während des Deutschunterrichts mit Kollegen in einer Szene gefragt wird, mit wem er denn Deutsch zur Übung spräche. „Ich spreche nur alleine mit meinem Kopf Deutsch“, war seine Antwort, über die er selbst am meisten lachte. Er wurde bald danach im Winter tot in seinem Wohnwagen aufgefunden.
Nicht alle der Verstorbenen sind im BISS-Grab am Ostfriedhof bestattet. Dort haben mittlerweile 15 ehemalige Verkäuferinnen und Verkäufer ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der letzte war Eberhard Stephan, der in diesem Jahr gestorben ist. Er ist einer derjenigen, für den BISS dank der großzügigen Spende eines Ehepaares eine Sterbegeldversicherung abgeschlossen und die Totenfürsorge übernommen hat. Obwohl kein Mensch vorhersehen kann, wann und wie er sterben wird, fällt den Betroffenen erfahrungsgemäß ein großer Stein vom Herzen, wenn sie Vorsorge und klare Regelungen getroffen haben. Keiner will seinen Lieben oder gar Fremden nach dem Tod zur Last fallen. Sie wissen zu Lebzeiten, dass sie sich mit einem würdevollen Begräbnis verabschieden können. Und vergessen werden wir sie auch nicht.
Herzlichst

Karin Lohr, Geschäftsführerin