EIN TEXT AUS DER SCHREIBWERKSTATT
von Ercan Uzun
Der Mensch hat laut Maslowscher Bedürfnispyramide Essen, Trinken und Schlafen als Grundbedürfnisse. Danach kommen erst Luxusbedürfnisse wie Alkohol oder Zigaretten. Als Allererstes braucht der Mensch also ein Dach über dem Kopf. Während ich in der Psychiatrie war, habe ich gemerkt, wie wichtig der Schlaf für den Menschen ist. Immer wenn ich schlecht geschlafen habe, fiel es mir schwer, mich zu konzentrieren und das Therapieprogramm durchzuziehen. Als Kind ging mir das noch anders: Unser Vater schickte uns früh ins Bett, auch wenn wir noch nicht müde waren. Meine Familie hatte zwar immer ein Dach über dem Kopf, aber wir sind als Hausmeisterfamilie x-mal umgezogen. Erst als Baby nahe dem Sendlinger Tor, dann in Solln in die eine Wohnung, später ein paar Häuser weiter in die andere. Ich entwickelte in meiner Kindheit einen regelrechten Horror vor dem Umziehen. Mit jedem Wechsel musste man sich an ein anderes Umfeld gewöhnen. Meine erste eigene Wohnung hatte ich mit Mitte 20 in Mittersendling. Zu dem Zeitpunkt ging es aufwärts mit mir. Ich gründete eine Reinigungsfirma. Nach ein oder zwei Jahren sind wir in die Parkstadt Solln gezogen – wir, das waren zu dem Zeitpunkt schon meine Frau, ich und unser erster Sohn. Allerdings wurde die Wohnung immer teurer und wir hatten ständig Probleme, die Miete zu bezahlen. Von den 20 Jahren, die wir in der Parkstadt Solln lebten, warteten wir rund 15 Jahre lang auf eine günstigere Wohnung. Vor ungefähr drei Jahren haben wir dann endlich eine Sozialwohnung in der Nähe des Westparks zugewiesen bekommen. Daran sieht man, dass es selbst als BISS-Verkäufer schwer ist, eine Sozialwohnung in München zu bekommen. Mein Dank gilt der Stadt München, die es nach so vielen Jahren doch noch geschafft hat, uns als Familie glücklich zu machen.